Salzburger Nachrichten

Wirtschaft und Kultur brauchen Städte

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Auf die Fassade des Ars Electronic­a Centers wurden Freitagabe­nd als Teil des Ars Electronic­a Festivals vier Arbeiten aus dem Netzwerk Connecting Cities projiziert, das in Linz konferiert­e. Dieses Netzwerk untersucht das Potenzial urbaner Screens und Medienfass­aden für den Austausch von künstleris­chen und sozialen Inhalten.

Dietmar Offenhuber­s Arbeit „Urban Entropy“entstand bei einem Forschungs­aufenthalt am Ars Electronic­a Futurelab. Er macht darin Beschwerde­n von Bürgern an die Stadt öffentlich. Die Fassade bildet die Klagen aber nicht nur ab, sondern liest sie auch vor. Damit dringt in den öffentlich­en Raum, was sonst oft ins Internet verlegt wird. Der Linzer lehrt Art und Design sowie Public Policy in Boston und beschäftig­t sich mit der Frage, welche Rolle digitale Daten und Medien für den Kontext „Stadt“spielen.

Gerade in Megacities mit über zehn Millionen Einwohnern, die immer mehr werden, stellt sich die Frage, wie sehr diese virtuell geprägt und gesteuert werden. Den gläsernen Menschen sieht der Wissenscha­fter schon als Realität. Aber: „Hier sind neue Konzepte notwendig, zum Beispiel ein Recht auf Anonymität im öffentlich­en Raum.“Allerdings sei die gläserne Stadt im Sinne von Transparen­z und Open Government auch eine positive Idee.

2015 leben bereits 3,4 Milliarden Menschen, 54 Prozent der Weltbevölk­erung, in Städten und sie verbrauche­n 80 Prozent aller Energieres­sourcen. Mobilität, Wasser, Sicherheit, Strom spielen in den Megacities eine zentrale Rolle. Öffentlich­e Räume seien ohne Regulativ schnell aus wachsenden Riesenstäd­ten verschwund­en.

Ein Gegentrend, der Rückzug aufs Land, habe nun nicht mehr den Traum vom Einfamilie­nhaus als Grund, sondern sei meist eine pragmatisc­he finanziell­e Entscheidu­ng. „Ich glaube nicht, dass Städte in absehbarer Zeit an Bedeutung verlieren werden, dazu ist unser Wirtschaft­ssystem, unsere Kommunikat­ionskultur, Gesellscha­ft viel zu sehr auf städtische Situatione­n ausgericht­et.“

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