Wenn die Hitze zur Hölle wird
Extreme Bedingungen zwingen viele Profis bei den US Open zur Aufgabe. Dominic Thiem aber geht topfit ins Duell um das Achtelfinale.
Sie sind durchtrainiert bis in die letzte Faser ihres Körpers und trotzdem steuern die Tennisprofis bei den US Open einem Negativrekord entgegen. Schon zehn Herren und zwei Damen mussten in den ersten zwei Runden – meist von Krämpfen gebeutelt – aufgeben. Die Kombination aus extremer Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und schlechter Luftqualität zwingt die Spieler sprichwörtlich in die Knie.
Letztes Opfer: Jack Sock. Besorgniserregende Szenen spielten sich am Grand Stand von Flushing Meadows ab, als der 22-jährige US-Amerikaner Mitte des vierten Satzes kollabierte. Sock wurde noch auf dem Platz liegend erstversorgt, das Handshake mit seinem Gegner registrierte er nur benommen. Standing Ovations vom Publikum, als er aus dem Stadion gestützt wurde, waren ein schwacher Trost.
Bis zu 35 Grad Celsius, mehr als 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und die Luft einer Millionenstadt wie New York. Die Profis müssen an und teils über ihre körperlichen Grenzen gehen. Während es bei den Damen bei über 34 Grad Celsius eine Hitzepause gibt, sieht das Herren-Regelwerk keine entsprechenden Maßnahmen vor. Zudem darf bei Muskelkrämpfen keine Verletzungspause in Anspruch genommen werden.
Eisbeutel, nasse Handtücher und literweise Elektrolytgetränke vor, während und nach dem Match gehören zur Standardausrüstung. In den Becken mit Eiswasser herrscht größeres Gedränge als auf den Trainingsplätzen. Ärzte, Physiotherapeuten und Ernährungsberater haben alle Hände voll zu tun. Dennoch wird das Thema sehr kontrovers diskutiert. „Jeder muss so vorbereitet sein, dass die äußeren Umstände kein Problem sein dürfen“, sagt etwa Roger Federer.
Aufgrund der extremen Bedingungen war Dominic Thiem froh, sein Zweitrundenmatch nach zwei Sätzen beendet zu haben. Sein Gegner Denis Istomin gab bei 6:4, 6:4, 1:0 für den Österreicher auf. „Es ist so extrem schwül und heiß. Da ist es kein Nachteil, wenn ich frisch ins nächste Match gehen kann.“Im Duell um das Achtelfinale wartet am Samstag (Ortszeit) der als 15 gesetzte 2,03 Meter große Aufschlagriese Kevin Anderson. Erstmals im Turnier ist der 22-Jährige gegen den Südafrikaner, der das Vorbereitungsturnier in Winston-Salem gewonnen hatte, Außenseiter. „Aber ich habe sicher Chancen.“Nimmt er auch diese Hürde, würde wohl Superstar Andy Murray warten. Wie zu erwarten war Tomáš Berdych für Jürgen Melzer, der inklusive Qualifikation vier Siege eingefahren hatte, eine Nummer zu groß. Der 34Jährige vergab gegen den als Nummer sechs gesetzten Tschechen zwei Satzbälle, war beim 6:7 (2), 1:6, 3:6 aber ohne Chance. „Er hat mich weggedrückt“, sagte Melzer.