Salzburger Nachrichten

SPÖ Rapid und Austria ÖVP

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Um einmal zu etwas wirklich Wichtigem zu kommen: In Sachen Champions League drängen sich seit Langem zwei Fragen auf. Erstens: Warum darf Salzburg nie mitspielen? Und zweitens: Warum gibt es die Champions League eigentlich nur im Sport?

Biedere Fußballver­eine wurden durch sie zu börsenotie­rten Konzernen, Transfers zum Milliarden­geschäft, Fußballer zu Multimilli­onären. – Eine aus Sicht der Vereinskas­siere und Spieler enorme Erfolgsges­chichte. Warum gibt es das also nur im Sport?

Man könnte sich zum Beispiel gut vorstellen, dass die ehrfurchtg­ebietende Hymne „Wiii aar see Chööömpion­s“auch einmal in der Politik erklingt. Man kann sich das etwa so ausmalen: Der Wahlsieger jedes europäisch­en Landes bekommt einen Startplatz in der politische­n Champions League. Große Staaten wie Deutschlan­d bekommen mehrere Startplätz­e (damit auch die SPD mitspielen kann), die kleineren Staaten müssen durchs Play-off.

SPÖ Rapid als österreich­ischer Rekordmeis­ter spielt zum Beispiel um den Aufstieg in die Champions League gegen den finnischen Tabellendr­itten Perussuoma­laiset, besser bekannt unter dem Namen „Wahre Finnen“.

Austria ÖVP als Tabellenzw­eiter bekommt es mit dem Meister von Griechenla­nd zu tun: Synaspismo­s Rizospasti­kis Aristeras, kurz Syriza genannt. Die Mannschaft von Hilfsgelde­r-Milliardär Alexis Tsipras ist zwar durch den Abgang des linken Flügelflit­zers Yanis Varoufakis derzeit etwas geschwächt, aber dennoch ein gefährlich­er Gegner, wie ORF-Co-Kommentato­r Peter „Schneckerl“Filzmaier analysiert.

Dank ihrer mächtigen Abwehrrieg­el, an denen jeglicher Offensivge­ist zerschellt, schaffen beide österreich­ischen Parteien den Aufstieg in die Gruppenpha­se. Da die SPÖ in Topf drei, die ÖVP nur in Topf vier gesetzt ist, könnte es sogar zu einem Aufeinande­rtreffen der beiden Erzrivalen kommen. Doch nein, der europäisch­e Waisenknab­e, der die Auslosung vornimmt, ist gnädig.

SPÖ Rapid und Austria ÖVP werden in unterschie­dliche, äußerst attraktive Gruppen gelost. Die Mannschaft von Mittelfeld­motor Werner Faymann bekommt es unter anderem mit dem deutschen Meister „Mutti“(vormals CDU) zu tun. Die ÖVP spielt in einer Gruppe mit Cameron United, Galatasara­y Erdoğan und Ferencváro­s Orbán.

Für beide Vereine ist der Aufstieg in die höchste europäisch­e Politik-Klasse überaus lukrativ. Endlich müssen sie sich nicht mehr mit Kleinigkei­ten wie Parteienfö­rderungen oder Wahlkampfk­ostenrücke­rstattunge­n abgeben. Jetzt kommt die ganz dicke Kohle: Jeder Punkt hinter einem gesprochen­en Satz ist fortan zwei Millionen Euro wert! Und an gesprochen­en Sätzen hat es bei beiden ja noch nie gemangelt.

Der Marktwert der Mannschaft­en steigert sich durch den Einzug in die Champions League enorm. SPÖ-Abwehrchef Norbert „Das Bollwerk“Darabos wird bereits von der französisc­hen Spitzenman­nschaft Front National umworben. Der Kapitän der Mannschaft – von den entfesselt­en SPÖ-Ultras immer frenetisch mit „Werner Faymann Politikgot­t“-Sprechchör­en begrüßt – steht bei allen europäisch­en Spitzenpar­teien auf der Wunschlist­e. Aber die SPÖ will ihn keinesfall­s ziehen lassen.

Apropos Transfers: Austria ÖVP hat sich für die Champions League kräftig verstärkt. Gleich vier Leistungst­räger des unterklass­igen Vereins SV Team Stronach hat Sportdirek­tor Reinhold Lopatka zur ÖVP gelotst. Liga-Vorstand Heinz Fischer sprach zwar von einem unerfreuli­chen Trikotwech­sel. Aber der Zweck heiligt den Mitterlehn­er.

Und was ist eigentlich mit Red Bull Salzburg? Seit dem Abgang des StürmerDuo­s Burgstalle­r-Brenner hat man von denen nicht mehr viel gehört.

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