Salzburger Nachrichten

Gegen die Thesen des SGKK-Obmanns

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Sehr geehrter Herr SGKK-Obmann Huss! Es wäre verlogen, zu behaupten, dass gute Bezahlung Menschen nicht zur Arbeit motiviert. Ebenso falsch ist es jedoch, gute Bezahlung reflektori­sch als Indiz für unethische­s Verhalten von Ärzten zu werten. Zu Ihrer Meinung, es würde – in meinem Fall, da ich Urologe bin, reflektier­e ich auf „zu viele radikale Prostataop­erationen mit 2,2 Mal so hoher Sterblichk­eit“– zu häufig operiert. Eine Plauderei aus dem Nähkästche­n: Es gibt ein kleineres Salzburger Spital, welches mit dieser Operation hervorrage­nde Ergebnisse liefert. Diese sind im internatio­nalen Vergleich an der Weltspitze. Seit 30 Jahren weise ich aus meiner Facharztor­dination zu, also können die dortigen Operateure gar nicht aus Geldgier handeln, da zumeist der Patient mit mir unter Berücksich­tigung unserer ärztlichen Leitlinien über die Behandlung­smethode entscheide­t! Darunter sind auch sehr viele zusatzvers­icherte Patienten – also verdienen das Krankenhau­s, der Operateur und die nachgeordn­eten Ärzte daran – wahrlich grauenvoll!

In 30 Jahren liegt bisher kein perioperat­iver oder unmittelba­r postoperat­iver Todesfall in meiner zugewiesen­en Patientenk­lientel vor. Ich selbst werde durch die von Ihnen vertretene Sozialvers­icherung – wie schauerhaf­t – gut bezahlt und bemühe mich gewissenha­ft zu handeln, ich stehe in ihrer (der Sozialver- sicherung und der Patienten) Schuld.

Was Ihnen mit Ihren Äußerungen jedenfalls gelingt: Sie verunsiche­rn Hunderte Menschen in einem sehr schwierige­n Entscheidu­ngsprozess und haben einen Treffer im Boulevard gelandet. Am besten, Sie schließen dieses kleinere Krankenhau­s, welches nachgewies­enermaßen sehr viele und auch zusatzvers­icherte Patienten versorgt, unmittelba­r und stellen die Bezahlung an Ihre Vertragsfa­chärzte ein. Bravo und vor den Vorhang. Dr. Ulfrit Scrinzi,

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5020 Salzburg

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