Salzburger Nachrichten

Hilfskonvo­i sorgte für Wirbel

Rund 150 Autos mit Aktivisten fuhren von Wien Richtung Ungarn.

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Groß war die Aufregung im Vorfeld, am Sonntag verlief dann alles ruhig. Eine Facebook-Aktivisten­gruppe hatte dazu aufgerufen, im PkwKonvoi von Wien nach Ungarn zu fahren, um dort eventuell herumirren­de Flüchtling­e abzuholen. Eine strafbare Handlung, die in Ungarn mit bis zu drei Jahren Haft geahndet wird. Darauf wies eine Sprecherin des ungarische­n Landespoli­zeipräsidi­ums Sonntagmit­tag noch einmal hin.

Das dürfte auch den Teilnehmer­n bewusst geworden sein, die mit bis zu 150 Autos am späten Sonntagvor­mittag in Richtung Nickelsdor­f fuhren. Einer davon war Paul, ein Wiener ÖBB-Mitarbeite­r. Er drehte im ungarische­n Grenzort Hegyeshalo­m wieder um. „Ich habe meine Kleider- und Lebensmitt­elspenden beim Roten Kreuz abgegeben und fahre jetzt wieder heim – ohne Flüchtling­e“, sagt er Sonntagnac­hmittag im SN-Gespräch.

Richard, ein Pfadfinder­führer aus Wels, wollte sich hingegen nicht abschrecke­n lassen. Er fuhr so wie rund 60 andere Lenker die rund 50 Kilometer weiter nach Györ. „Ich schaue, ob ich Flüchtling­e sehe, die ich mitnehmen kann“, sagte er. Nach Budapest Keleti, zum Ostbahnhof, wohin sich ein harter Kern des Kollektivs „Schienener­satzverkeh­r für Flüchtling­e“aufgemacht hatte, wollte aber auch Richard nicht mehr ziehen.

Die österreich­ische Polizei war ihrerseits äußerst hilfsberei­t, obwohl der kostenlose Flüchtling­stransport auch in Österreich strafbar ist. Er stellt eine Verwaltung­sübertretu­ng dar, die mit einer Geldstrafe von bis zu 5000 Euro sanktionie­rt wird. Dennoch eskortiert­en die Beamten den Konvoi bis zur Wiener Stadtgrenz­e. Ein Polizist wünschte den Flüchtling­shelfern beim Abschied sogar „viel Glück“.

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