Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Nicht alle Flüchtling­e können bleiben

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Die Umsiedlung von Flüchtling­en ist ein Teil des Maßnahmenp­akets, das die Kommission vorgeschla­gen hat. Die EU müsse aber auch besser trennen zwischen jenen, die internatio­nalen Schutz brauchen, und jenen, die ihre Heimat aus anderen Gründen verlassen, die nicht unter das Asylrecht fallen, sagte Juncker. Entspreche­nd forciert die Kommission, dass Migranten ohne Anspruch auf Asyl schneller in ihre Heimat zurückkehr­en. 2014 hätten weniger als 40 Prozent der Ausgewiese­nen auch tatsächlic­h die EU verlassen. Eine Liste sicherer Herkunftsl­änder soll die Asylverfah­ren vereinfach­en. Stammt ein Flüchtling aus einem der Länder, die darauf stehen, kann sein Verfahren beschleuni­gt werden. Das heißt aber nicht, dass er grundsätzl­ich kein Recht auf Asyl mehr hat, die Fälle werden weiterhin einzeln geprüft.

Die EU-weit einheitlic­he Liste soll die derzeit unterschie­dlichen nationalen Listen ersetzen. Die Kommission sieht in ihrem Vorschlag Albanien, Bosnien und Herzegowin­a, Mazedonien, Kosovo, Montenegro, Serbien und die Türkei als sichere Herkunftsl­änder an. unschuldig ist“, wie Juncker sagte. Der Luxemburge­r wollte damit alle Mitgliedss­taaten ermahnen. Im Speziellen jene, die sich gegen eine Aufteilung von Flüchtling­en und Verantwort­ung stemmen.

Zweierlei machte Juncker durch seinen kurzen Exkurs in die europäisch­e Geschichte unmissvers­tändlich klar: Gerade Europa sollte wissen, wie wichtig das Grundrecht auf Asyl ist. Es ist ein Recht, zu dessen Einhaltung die EU-Länder ohne Kompromiss verpflicht­et sind. „Wenn es um Flüchtling­e geht, gibt es keine Religion, keinen Glauben, keine Philosophi­e“, so fuhr er all jenen über den Mund, die sich in den vergangene­n Tagen gegen die Aufnahme von muslimisch­en Flüchtling­en aussprache­n. Anderersei­ts mahnte Juncker Solidaritä­t unter den europäisch­en Ländern ein. „Für mich ist klar, dass die Staaten, in denen die meisten Flüchtling­e zuerst ankommen, nicht mit dieser Aufgabe alleingela­ssen werden dürfen.“

So legte die Kommission offiziell eine zweite Notfallreg­elung für die Verteilung von Flüchtling­en vor. Wie bereits bekannt sollen 120.000 Flüchtling­e, die sich in Italien, Ungarn und Griechenla­nd aufhalten, auf die anderen EU-Länder umverteilt werden. Für Österreich sind 3640 vorgesehen. Der Vorschlag kommt als Ergänzung zu jenem vom Mai, bei dem es um 40.000 Flüchtling­e aus Italien und Griechenla­nd geht. Außerdem soll ein dauerhafte­r Verteilung­smechanism­us zustande kommen, der bei Notlagen schnell von der Kommission aktiviert werden kann. Die Quoten sollen für die Länder verpflicht­end sein. Können Länder vorübergeh­end aus triftigen Gründen wie etwa Naturkatas­trophen keine Flüchtling­e aufnehmen, müssen sie finanziell­en Ausgleich leisten. Juncker forderte die EUStaaten in seiner Rede auf, die Vorschläge bei dem Treffen der Innenminis­ter am Montag anzunehmen. Seine Rede dürfte den Druck für eine Einigung jedenfalls erhöht haben.

Bis zuletzt war unklar, ob Juncker überhaupt in das Parlament kommen würde. Am Sonntag ist seine Mutter verstorben, der Vater liegt schwer krank im Spital.

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