„Auf gut Glück“im Internet
Früher, ja früher hat man sein Gegenüber noch gefragt. Nach dem Weg, nach einem Tipp für einen Fachhändler, nach dem Befinden. Heute kann man das per Smartphone und Computer erledigen.
Reitstiefel zum Beispiel, dafür gibt es ein Fachgeschäft im Süden von Salzburg – behauptet das Internet. Den Weg dahin weiß es auch. Akkurates Wissen, ohne einen Menschen zu fragen, das passt in unsere Zeit.
Doch dann kommt es ganz anders. Denn das Fachgeschäft, das mit perfektem Sortiment auf einer Website wirbt, existiert seit mindestens einem halben Jahr nicht mehr – hat man beim Nachmieter erfahren. Das Internet wusste davon nichts. Wie auch, mit dem redet niemand. Ratlos war der Nachmieter allerdings auf die Frage, wo man das Geschäft jetzt findet.
So irrt man weiter auf einer digitalen Irrfahrt, die schon viel früher begonnen hat. Denn die erstbeste Halleiner Landesstraße, die Google Maps im Süden von Salzburg vorgeschlagen hat, war auch schon falsch. Dafür konnte Google prima aufzählen, dass es Halleiner Straßen auch in München und Stuttgart gibt. Unnützes Wissen. Und davon gibt es online jede Menge. Die digitale Welt bräuchte ihre eigene Müllabfuhr, die nicht mehr aktuelle Webseiten entsorgt und die braune Brühe von der Straße wischt – aber das ist ein anderes Thema.
Die Reitsachen hat man schließlich doch gefunden. Auf gut Glück, im nächste Sportgeschäft. Dort gab es eine hervorragende Auswahl. Von der wusste Google allerdings nichts.
Übrigens: Auch auf Google gibt es einen Button mit der Aufschrift „Auf gut Glück“. Er funktioniert allerdings nicht mehr. Früher öffnete er das erste Ergebnis einer Suche. Das hat Google Millionen gekostet. Warum? Es wurden keine Suchresultate und damit auch keine Werbung angezeigt. Werbung, über die man Reitstiefel gleich online bestellen kann.