Wo ist der beste Alterssitz?
Der Weltalten-Index untersucht die Lebensqualität für die Generation 60 plus in 96 Staaten. Österreich hat es nicht in die Top Ten geschafft. Der Sieger ist ein kleiner Nachbarstaat.
LONDON. Vierwaldstätter See und Schweizer Schokolade – das könnten die Zutaten für ein glückliches Leben im Alter sein. Denn bei den Eidgenossen wird offenbar auch der Lebensabend zu einem Erlebnis. Zu diesem Schluss kommt der „Global Age Watch Index“, der regelmäßig die Lebensqualität älterer Menschen weltweit vergleicht.
Ebenfalls bestens geeignet für die Generation 60 plus sind demnach Norwegen, Schweden und Deutschland auf den Plätzen zwei bis vier. Österreich liegt hingegen auf Platz 13 – hinter Neuseeland und vor Finnland. Hierzulande ist es vor allem um die Beschäftigung von Älteren und deren Bildungsstandard schlecht bestellt. In diesem Bereich, den der Index unter „capability“, der Selbsterhaltungsfähigkeit, zusammenfasst, landet Österreich nur auf Platz 40.
Dagegen kann sich Österreich im Teilbereich „Umfeld“, zu dem Aspekte wie die Sicherheit, öffentlicher Nahverkehr oder soziale Beziehungen gehören, über Platz zwei freuen – direkt hinter Spitzenreiter Schweiz. Auch was die Einkommenssicherheit betrifft, steht Österreich mit Platz sechs nicht schlecht da. Bei der Gesundheitsversorgung (Platz 19) gibt es hingegen Nachholbedarf.
Als die Länder mit der schlechtesten Lebensqualität für ältere Menschen gelten dem Index der in London sitzenden Hilfsorganisation HelpAge zufolge Westjordanland und Gaza, Mosambik und Malawi auf dem vorletzten Platz. Das Schlusslicht aller 96 untersuchten Staaten bildet wie in den vergangenen zwei Jahren Afghanistan.
Mit Ausnahme von Japan auf Platz acht haben es nur westeuropäische und nordamerikanische Staaten unter die Top Ten im Weltalten-Index geschafft. Allerdings sind die afrikanischen Länder unterrepräsentiert. Sie sind nur mit elf von 54 Ländern vertreten. „Millionen älterer Menschen sind unsichtbar“, beklagt Toby Porter, Chef von HelpAge International. Sie lebten in Ländern, in denen Informationen zur Lebensqualität fehlten. „Deshalb wissen wir mehr über die Bedürfnisse von älteren Menschen in Norwegen und Luxemburg, zwei der reichsten Länder der Welt, als über jene in Liberia und Burundi, zwei der ärmsten“, sagte Porter.
Daher wisse man auch, dass die Situation Älterer in Griechenland, das von der Finanzkrise schwer gezeichnet sei, ähnlich schlecht sei wie in der Subsahara in Afrika, sagt Michael Bünte, Geschäftsführer von HelpAge Deutschland. Dass die Pensionen in Spanien eingefroren worden seien, mache sich ebenso bemerkbar wie die Tatsache, dass sie in Polen weiter sänken.
Allgemein sind Frauen laut Bericht häufig doppelt benachteiligt. So würden sie wegen des fortschreitenden Alters sowie aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert. Die Anzahl der Frauen, die zwischen dem 55. und 64. Lebensjahr einer ökonomischen Tätigkeit nachgingen, sei um rund 27 Prozent geringer als bei gleichaltrigen Männern, heißt es. „Ihr Risiko, von Altersarmut betroffen zu sein, ist dementsprechend um ein Vielfaches höher.“
Dabei wird die Weltbevölkerung immer älter. Rund 901 Millionen Menschen sind 60 Jahre und älter, sie machen 12,3 Prozent der weltweiten Population aus. Pro Sekunde feiern zwei Menschen ihren 60. Geburtstag. Experten gehen davon aus, dass die Zahl derer, die 60 Jahre und älter sind, bis 2030 auf mehr als 1,4 Mrd. und bis 2050 sogar auf mehr als zwei Mrd. ansteigen wird.
„Millionen älterer Menschen sind unsichtbar.“