Dieser Schwung gehört jetzt genutzt
Österreich feiert in einem alten Stadion. Muss eine neue Arena Utopie bleiben?
Österreich ist wieder wer im Fußball. Ganz Europa zollt Kollers Elf Lob und Respekt. Endlich muss unser Land nicht mehr von Erfolgen zehren, deren Glanz längst verblasst ist. Mit dem Schwung der gelungenen Qualifikation und mit einem Team aus lauter Siegertypen als Lokomotive hat der ÖFB nun auch längst notwendige Reformen in Angriff genommen. So wird die Vermarktung des Nationalteams und anderer Profi-Bereiche in eine eigene Gesellschaft ausgelagert. Es ist kaum zu glauben, dass der Fußballbund bisher kaum Einnahmen aus dem Merchandising lukriert. Der Verband, der mit seinem Nationalteam bei jedem Heimspiel das Stadion komplett füllt und für den sich Zehntausende rot-weiß-rot einkleiden, verdient bisher so gut wie gar nichts am Verkauf von Fanartikeln. Es war höchste Zeit, dass eine Strukturreform in die Wege geleitet wurde. Doch es wäre eine verpasste Gelegenheit, wenn sich der Nutzen des Erfolgslaufs darin schon erschöpfen würde. Zurück zum Stichwort „historisch“: Damit ist der Zustand des Ernst-HappelStadions perfekt umschrieben. Im denkmalgeschützten weitläufigen Rund verliert sich die Begeisterung hinter einer so gut wie nie genutzten Leichtathletik-Laufbahn. Wie eine moderne Fußballarena aussehen muss, haben die mitgereisten Anhänger in der „Friends Arena“in Stockholm mit ihrem verschließbaren Dach bestaunen können. Politiker sollten sich nicht nur im Glanz des Erfolgs in der Kabine ablichten lassen, sie sollten den ganz großen Wurf wagen und aus der Utopie eines neuen österreichischen Nationalstadions ein konkretes Ziel machen. Wann, wenn nicht jetzt?