Erfolgsweg begann und endete in Stockholm
So qualifizierte sich Österreich für die EM 2016: Die Mannschaft musste Marcel Koller erst zum Weitermachen überreden.
WIEN. Der Triumph des österreichischen Nationalteams schmeckte deshalb besonders süß, weil er genau dort gefeiert wurde, wo vor knapp zwei Jahren eine bittere Enttäuschung zu verarbeiten gewesen war. In der schmucken „Friends Arena“, dem Nationalstadion im Stockholmer Vorort Solna, endete der Traum von der WM in Brasilien, als Österreich nach 1:0-Führung noch mit 1:2 unterlag.
Ihre Enttäuschung spülten die österreichischen Fans am 11. Oktober 2013 mit vielen Dosen des teuren schwedischen Biers hinunter. Am Dienstag feierten sie mit demselben Getränk die erste erfolgreiche EM-Qualifikation der Geschichte. Die Massen in Rot-Weiß-Rot hatten die Begegnung beinahe zu einem Heimspiel gemacht. So verlief der Weg des Nationalteams zwischen Solna 2013 und Solna 2015: Neustart im hohen Norden. Vier Minuten vor dem Ende war Teufelskerl Zlatan Ibrahimovic zwischen Emmanuel Pogatetz und Sebastian Prödl hindurchmarschiert und hatte den Österreichern mit dem Tor zum 2:1 einen Stich ins Herz verpasst. Am Ende sah Marko Arnautovic noch Rot für ein Frustfoul. Glücklich wurden die Schweden nicht mit ihrem Erfolg, sie unterlagen in der Relegation schließlich Portugal und fuhren auch nicht nach Brasilien.
Das anschließende letzte Qualifikationsspiel auf den Färöern war zwar für den Ausgang der Gruppe schon bedeutungslos, doch Marcel Koller sollte es in seiner Entscheidungsfindung über die Zukunft wesentlich beeinflussen. „Die Spieler sind zu mir gekommen und haben gebeten, dass ich als österreichischer Teamchef weitermache“, erinnert sich der Schweizer. Zusätzlich habe ihn motiviert, dass sich die ersatzgeschwächte Truppe bei heftigem Wind und Regen auf dem Kunstrasen ins Zeug legte und mit einem 3:0-Sieg einen ordentlichen Abschluss hinlegte. Zwei Wochen später überraschte Koller die Öffentlichkeit mit der Vertragsverlängerung – es war allgemein mit seinem Abschied gerechnet worden. „Das war meine schwierigste Entscheidung im Fußball“, bekannte er. Der Schweizer Verband hatte mit dem Teamchefposten als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld gelockt. Gute Tests. Es folgten bis zum Beginn der EM-Qualifikation vier Testspiele, in denen Österreich ungeschlagen blieb. Dennoch gab es gemischte Kritiken. Beim 1:0-Sieg gegen die USA traf Marc Janko. Debütant Martin Hinteregger sollte sich als Entdeckung mit Zukunft präsentierten, anders als der damalige Grödig-Torjäger Philipp Zulechner: Seine fünf Minuten ÖFB-Elf sollten bis heute die letzten bleiben.
Beim 1:1 gegen WM-Teilnehmer Uruguay im März 2014 konnten Marko Arnautovic und Co. ebenso wenig eine Führung über die Zeit bringen wie beim 1:1 zwei Monate später gegen Island in Innsbruck.
Dass die Nordländer sich noch vor Österreich für die EM qualifizieren sollten, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand. Marcel Koller prüfte Alternativen und durfte sich von Stefan Ilsanker, Florian Klein und Marcel Sabitzer (damals alle noch bei Red Bull Salzburg) angetan zeigen. Das 2:1 vor der Sommerpause in Tschechien war kein spielerisches Highlight, aber zumindest gelang wieder ein Sieg. Es war die Abschiedsvorstellung für Emanuel Pogatetz. Der in die US-Liga abwandernde „Mad Dog“hatte keine Zukunft mehr im Team.
Als Baustelle galt die Offensive, denn Marc Janko spielte bei Trabzonspor kaum. Als Alternative kam die Einbürgerung von Salzburgs Torjäger Alan ins Spiel.
„Ab Moskau glaubten wir an den Erfolg.“