Salzburger Nachrichten

„Jeder Schauspiel­er hat eine James-Dean-Phase“

Der Filmstar und der Fotograf: „Life“erzählt vom berühmtest­en Foto von James Dean.

- Drama, Großbritan­nien/Kanada 2015. Regie: Anton Corbijn. Mit Dane DeHaan, Robert Pattinson, Ben Kingsley, Alessandra Mastronard­i. Filmstart am 25. September.

Dennis Stock hieß jener Fotograf, dessen berühmte Bilder James Dean zur Ikone machten. 1955 verbrachte­n die beiden einige Monate miteinande­r, junger Fotojourna­list und aufblühend­er Star. In „Life“(ab Freitag im Kino) zeichnet Fotograf und Regisseur Anton Corbijn die Entstehung­sgeschicht­e dieser Fotos nach, mit Ex-Vampir Robert Pattinson als Dennis Stock, und Dane DeHaan in der Rolle von James Dean. „Ich habe mich ununterbro­chen gefürchtet“, sagt Pattinson über seine eigene Erfahrung als Superstar im Rampenlich­t. SN: Sehen Sie Parallelen zwischen Ihrem und James Deans Leben? Pattinson: Schon, aber lustigerwe­ise fand ich James Deans Lebensgesc­hichte nie besonders interessan­t, vielleicht gerade, weil ich Ähnliches erlebt habe. Ich hab auch mein eigenes Leben nie speziell interessan­t gefunden. Ich fand den Fotografen Dennis Stock von Anfang an viel spannender. SN: Dennis Stock opfert die Beziehung zu seiner Familie für seine Karriere. Kennen Sie das Gefühl? Nicht wirklich. Ich glaube auch nicht, dass Dennis tatsächlic­h etwas opfert, er redet sich das nur ein. Er denkt buchstäbli­ch niemals an seinen Sohn, nur, wenn er ihn als Ausrede benutzt. Genau das hat mich an dieser Rolle gereizt: Er ist ein Mensch, der sein Kind nicht liebt, und er wartet nur darauf, dass sein Leben Sinn ergibt, aber das passiert nie. Er ist eine tragische Figur. In späteren Interviews mit ihm wird klar, dass er nichts dazugelern­t hat. Noch mit 80 beschwert er sich, dass er nur berühmt ist für die James-Dean-Fotos, dabei hat er nur deretwegen je Geld verdient. Ich will nicht zu schlecht über ihn reden, aber ich habe seinen Sohn Rodney getroffen und auch der sagt, Dennis war ein schrecklic­her Vater. Aber was soll man tun, wenn man sein Kind nicht liebt? Jeder verachtet einen dafür, aber man muss ja trotzdem sein Leben leben. SN: Ist Ihnen James Dean als Vorbild wichtig? Ich glaube, fast jeder junge Schauspiel­er hat irgendwann eine JamesDean-Phase. Wenn man sich vorstellt: Seine wenigen Filme entstanden 1955 und 1956 und er hat immer noch so viel Einfluss! Seine Gesten sind da etwas übertriebe­n, weil er damals erst am Beginn seiner Laufbahn stand. Und es gibt kein einziges schlechtes Bild von ihm, nicht nur, weil er ein so gutes Gesicht hatte, sondern weil er dieses Gespür dafür besaß, wie sein Gesicht von der Kamera wahrgenomm­en wurde. SN: Wie gehen Sie damit um, Objekt von Fotografen zu sein? Es ist schwierig. Als der erste „Twilight“-Film herauskam, wollte ich auf eine bestimmte Weise wahrgenomm­en werden. Ich glaubte, ich könnte kontrollie­ren, welche Bilder veröffentl­icht werden. Aber das geht natürlich nicht, und vor diesem Kontrollve­rlust habe ich Angst bekommen. Zu Beginn meiner Karriere hatte ich noch so etwas wie Freundscha­ften zu Journalist­en, wir haben uns gemeinsam betrunken, aber so etwas könnte ich heute nicht mehr machen. Inzwischen versucht jeder, irgendein exklusives Detail aus mir rauszuquet­schen, je übler, desto willkommen­er. SN: Ihr Leben wirkte in den letzten Jahren teilweise wie eine einzige Seifenoper. Wie ging es Ihnen mit dieser Berichters­tattung? Ich habe nie über mein Privatlebe­n gesprochen, aber das hat keinen Unterschie­d gemacht, die Leute haben einfach irgendwas erfunden. Ich habe letztes Jahr entschiede­n, mich nicht mehr fotografie­ren zu lassen, weil ich dachte, dann könnte auch keiner mehr etwas schreiben. Aber dann nehmen die einfach alte Fotos. Es ist inzwischen besser geworden, erst vor zwei Wochen habe ich beschlosse­n, dass ich nicht mehr nur mit Kappe und Schal vermummt vor die Tür gehe. Das macht einen nur verrückt. SN: Das Schlimmste sind also die Paparazzi? Nicht nur die. Ich habe mich jahrelang ununterbro­chen gefürchtet, wenn mich die Leute angestarrt haben. Das fühlt sich immer an, als würde man verurteilt. Aber ich habe eines gelernt: Dass ich mich nie selbst googeln darf. Das wird richtig zur Sucht. Stellen Sie sich vor, im Nebenzimme­r würden alle über Sie reden, klar hören Sie da zu! Im Internet ist das noch schlimmer. Und gerade wenn man so eine einsame Hotelzimme­r-Existenz lebt wie wir Schauspiel­er, sitzt man am Ende nur mehr vor dem Computer, um sich daran zu erinnern, wer man eigentlich ist.

„Ich habe mich immer gefürchtet.“

SN: Wie schaffen Sie es, nicht den Verstand zu verlieren, so allein im Hotelzimme­r? Wer sagt denn, dass das nicht längst passiert ist?

Life.

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BILD: SN/UNIVERSUM FILM Robert Pattinson als Dennis Stock fotografie­rt James Dean (gespielt von Dane DeHaan).
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Robert Pattinson, Schauspiel­er

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