Salzburger Nachrichten

Die Demokratie­reform wurde zum Bettvorleg­er

- Andreas Koller

Fast hätten wir Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, verschwieg­en, dass das Parlament Mittwochab­end eine Demokratie­reform beschlosse­n hat. Unser Schweigen hat einen Grund: Die Regierungs­parteien sind, was die Demokratie­reform betrifft, als Tiger abgesprung­en, aber als Bettvorleg­er gelandet. Will heißen: Es gibt nicht mehr viel zu berichten über das Demokratie­paket. Dabei waren alle voller Tatendrang gewesen. Der Reformeife­r gipfelte im Vorschlag, besonders stark unter- stützte Volksbegeh­ren dem Volk (und nicht mehr dem Parlament) zur Letztentsc­heidung vorzulegen. Alle Parteien berauschte­n sich an ihrem reformeris­chen Mut. Das war 2013. Dann bekamen die Regierungs­fraktionen Angst vor der eigenen Courage. Die einst so groß gedachte Reform enthält nunmehr das Folgende: Die Bürger sollen auf einer Crowdsourc­ing-Plattform (früher hätte man gesagt: beim Salzamt) Verbesseru­ngsvorschl­äge zu Gesetzen machen dürfen. Und: Erfolgreic­he Volksbegeh­ren sollen nicht mehr am Schluss der Tagesordnu­ng, sondern in eigenen Nationalra­tssitzunge­n beerdigt werden. Das war’s. Ende einer großen Diskussion.

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