Der „Chef“von früher kann entspannt musizieren lassen
Ein Jubiläum rund um die Zahl 80: Leopold Hager als Dirigent und Komponist am Pult des Mozarteumorchesters.
Leopold Hager hat als Chefdirigent des Salzburger Mozarteumorchesters und, als diese Funktion noch nicht getrennt war, Musikchef des Landestheaters von 1969 bis 1981 ein gutes Stück Salzburger Musikgeschichte mitgeschrieben. Die Erarbeitung von Mozarts „Jugendopern“nach der Neuen Mozart-Ausgabe mit den maßgeblichsten Sängern jener Zeit ist international der meistbeachtete Meilenstein dieser Karriere. Aber auch Hagers Einsatz für Opernproduktionen des Landestheaters im Großen Festspielhaus, gemeinsam mit der Salzburger Kulturvereinigung als Partner, trägt Früchte, die die Nachfolger immer noch ernten können.
Schön also, dass Leopold Hager nun wieder einmal ans Pult „seines“einstigen Orchesters zurückkehrt. Wobei, wie man hört, nur noch zwei Musiker im Ensemble einst mit Hager arbeiteten. Er leitet jetzt also ein für ihn neues Orchester. Die Treue zur Kulturvereinigung spielt auch herein: Achtzig Mal war der Dirigent bisher zu Kulturvereinigungskonzerten verpflichtet, und das passt im Zahlenspiel exakt auf das Geburtstagsjubiläum – Leopold Hager wird am 6. Oktober achtzig, was man dem agilen Musiker in keinem Moment ansieht.
Im Gegenteil: Die Freude am Musizieren war am Mittwoch, im ers- ten der drei Zykluskonzerte, Triebfeder für fein ausgearbeitete Wiedergaben der Fünften Symphonie von Schubert und der Siebten von Anton Bruckner. Hager geht es nicht darum, Musik zu „machen“; es geht ihm darum, die Musik auf natürliche Art sprechen zu lassen. Details in den Bläserstimmen etwa müssen da nicht extra betont werden, sie ergeben sich wie selbstver- ständlich aus dem Lauf der musikalischen Dinge. Und wie die Orchestermusiker im Kollektiv und im Einzelnen reagieren, aufmerksam und dabei tiefenentspannt, konzentriert und doch locker und freundlich „gebend“, zeigte das auch eine nicht alltägliche Harmonie. Schubert in sonnigem Glanz, Bruckner im heikel zu ziselierenden E-Dur-Strahl und zugleich in Würde, Macht und Majestät ohne falsches Pathos: Das waren an diesem Mittwoch fein erfühlte und souverän gebaute, von solidem Können und Verständnis durchpulste und bestimmte Stücke.
Dass in den Konzerten am Donnerstag und Freitag auch der Komponist Leopold Hager zu Wort kommt, mit der Vertonung des 2. Psalms „Warum toben die Heiden?“, ist ein besonderes Aperçu. Der Dirigier- und Orgelstudent Hager belegte einstmals auch Komponieren bei Egon Kornauth, Cesar Bresgen und Johann Nepomuk David und schrieb in den 1950er-Jahren eine Reihe von Werken, darunter ein geschätztes Violinkonzert.
Der 2. Psalm ist ein farbig-expressives, motorisch anziehendes und dank eines fließend-erzählerischen Baritonsolos (Markus Volpert) und plastischer Chorsätze vokal herbschönes Werk, das Hager mit der „Altrhapsodie“(Svetlana Lifar) von Brahms und Bruckner-Motetten verband. Der Salzburger Bachchor war da die zweite verlässliche kollektive Stütze.