Im Rennen um den Buchpreis der Liebe nachspüren
Was ist das, die Liebe? Wieso kann sie kommen und gehen? Wohin geht sie, wenn sie geht? Die Ich-Erzählerin, verheiratet, Mitte 40, schreibt in „Eins im Andern“, dem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman von Monique Schwitter, an einem neuen Buch. Da kommt ihr plötzlich ihre erste große Liebe in den Sinn. Sie tippt seinen Namen in Google ein und erfährt, dass Petrus Selbstmord begangen hat, als sie mit ihrem ersten Kind schwanger war. Das war vor vier Jahren. Noch einmal taucht die Zeit dieser Liebe vor dem inneren Auge auf. Eine Winterwanderung wird durchlebt, das Gefühl des Schnees auf der Haut. Die Todesnachricht entspinnt so eine Kette der Erinnerung an jene Männer, die das Herz der Hauptfigur, in welcher Form auch immer, gequert haben. Das Inhaltsverzeichnis gibt Aufschluss über den chronologischen Verlauf der amourösen Zeittafel und deren Orte. Zwölf Kapitel, zwölf Männer mit den Namen der Apostel. Ihr Ehemann soll der Letzte sein.
Im Zentrum der Erzählung verharrt stets das Gefühl an sich, die Liebe. Die mit ihr und durch sie gewobenen Bilder existieren gleichberechtigt nebeneinander. Gefühlvoll leise und dennoch abgeschminkt real, wie die Klavierballa- den von Chopin in Moll, ist der Grundton dieses Romans, der selbst in tragischen Passagen nie ins Pathos rutscht. Es ist das Erinnern eines Herzens, frei von moralischer Wertung und Voyeurismus, keine Lebensbeichte, sondern ein feinfühliges Nachspüren. Ebenso wie das Leben steckt die Erzählung voller Verästelungen und Abzweigungen, Erinnerungen und Zweifel. Das Springen zwischen den Zeiten, die vielen Figuren und das zeitweise Verwischen von Realem und Fiktion fordern den Leser und verbannen den Roman aus dem Genre der Zwischendurchlektüre.
Richtet man den Blick auf die Lebensläufe, entdeckt man zahlreiche Parallelen zwischen Autorin Schwitter und der Icherzählerin: Schweizer Herkunft, Alter und Theaterausbildung am Mozarteum Salzburg. Wie viel von der eigenen Biografie tatsächlich in dem Buch ist, das beim Grazer Droschl-Verlag erschien und damit einziger Buchpreis-Finalist mit Österreich-Bezug ist, lässt Monique Schwitter offen. 2006 war die Autorin auf der Bühne der Salzburger Festspiele beim Young Directors Project in „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“zu sehen. Seit 2010 ist sie als freie Schriftstellerin tätig.
Buch: