Manipulierten auch andere?
Konkurrenten wie BMW und Daimler beteuern, nicht zu tricksen.
War VW ein Einzelfall? Oder war Abgasmanipulation in der ganzen Branche üblich? Die Konkurrenz beteuert bisher einhellig, eine weiße Weste zu haben.
Vor allem BMW war am Donnerstag um Rechtfertigung bemüht, nachdem Medien berichtet hatten, dass nicht nur VW-Dieselautos von Grenzwertüberschreitungen bei Abgastests betroffen gewesen seien, sondern auch BMW-Modelle. So habe der BMW X3 xDrive 20d bei einem Straßentest des International Council on Clean Transportation (ICCT) den Euro-6-Grenzwert für Stickoxid um mehr als das Elffache überschritten, schrieb „Auto-Bild“. Nervös reagierten darauf die Aktionäre, die BMW-Aktie brach zeitweise um mehr als neun Prozent ein. „Bei der BMW Group wird nicht ma- nipuliert und wir halten uns selbstverständlich in jedem Land an die gesetzlichen Vorgaben und erfüllen alle lokalen Testvorgaben“, teilte BMW dazu mit. „Das heißt: Bei unseren Fahrzeugen wird in der Abgasbehandlung nicht zwischen Rollen- und Straßenbetrieb unterschieden.“Laut US-Umweltbehörde hat VW ja in Modelle der Jahre 2009 bis 2015 eine Software zur Umgehung von Emissionskontrollsystemen eingebaut. Das Programm erkennt, ob das Auto auf einem Teststand läuft, und reguliert den Motor so, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Im Straßenbetrieb liegen die Werte jedoch bis zu 40 Mal höher als vorgegeben.
„Der europäische Autoherstellerverband ACEA hat klar hervorgehoben, dass es sich um einen Fall han- delt, der einen Autobauer und nicht die gesamte Autoindustrie betrifft“, betonte man am Donnerstag bei Fiat Chrysler. Auch ein DaimlerSprecher sagte, es seien keinerlei Manipulationen an Fahrzeugen des Konzerns vorgenommen worden.
Die Aktivisten des ICCT, die den Dieselskandal bei VW ins Rollen brachten, sehen das anders: Zwar sei zurzeit noch nicht absehbar, ob weitere Autobauer technischer Manipulationen überführt werden könnten, so Peter Mock vom ICCT. Schon jetzt aber legten frühere Vergleiche von Messdaten aus Labor und Praxis den Schluss nahe, „dass es auch bei anderen Herstellern größere Abweichungen geben könnte“. Weitere Tests seien nötig. Die werde man auch auf andere Antriebsarten ausweiten.