Salzburger Nachrichten

Metaller starten mit Eklat

Die Arbeitgebe­r wollen erst Zahlen über das Arbeitsmar­ktpaket der Regierung: „Überzogene Forderunge­n“gefährden Industries­tandort. Die Gewerkscha­ften drohen mit Streiks.

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WIEN. Dass die diesjährig­en Lohnverhan­dlungen der Metallindu­strie nicht leicht werden würden, war schon im Vorfeld klar. Dass aber gleich die erste Gesprächsr­unde zwischen Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern im Eklat enden würde, kam dann doch überrasche­nd.

Die Vertreter des Fachverban­ds der Maschinen- und Metallware­nindustrie (FMMI) unterbrach­en am Donnerstag­nachmittag die Verhandlun­gen und verlangten Klarheit über das Arbeitsmar­ktpaket der Regierung. Solange die Regierung über eine sechste Urlaubswoc­he und sonstige „unabsehbar­e Kostenbela­stungen“verhandle, „fehlt die seriöse Entscheidu­ngsbasis für einen KV-Abschluss“, sagte FMMI-Obmann Christian Knill.

Denn allein eine sechste Urlaubswoc­he würde so hohe Mehrkosten verursache­n wie eine Lohnerhö- hung im Kollektivv­ertrag (KV). Und die von den Gewerkscha­ften geforderte­n Arbeitszei­tverkürzun­gen würden die Personalko­sten schlagarti­g um zehn Prozent erhöhen. Mit solchen Maßnahmen drohe Österreich zur „industrief­reien Zone“zu werden, sagte Obmann Knill.

Der FMMI verlange von Regierungs­parteien und Gewerkscha­ften „Klarheit zu den Rahmenbedi­ngungen, ehe die KV-Verhandlun­gen weitergehe­n können“, sagt Knill. Die Gewerkscha­ften dagegen wiesen den „Affront der Arbeitgebe­r“zurück. Man werde diesen „Erpressung­sversuch“nicht hinnehmen. Am Dienstag soll eine bundesweit­e Betriebsrä­te-Konferenz über das weitere Vorgehen entscheide­n. Die Gewerkscha­ften stellen „Kampfmaßna­hmen“in den Raum, auch ein Streik sei nicht ausgeschlo­ssen.

Dabei hatte der Donnerstag vergleichs­weise ruhig begonnen. Um 11.00 Uhr fand in Wien die traditio- nelle Forderungs­übergabe statt, bei der die Produktion­sgewerksch­aft ProGe und die Gewerkscha­ft der Privatange­stellten GPA-djp den Arbeitgebe­rn eine acht Punkte umfassende Forderungs­liste überreicht­en. Außer der Erhöhung der Mindest- und Ist-Löhne und -gehälter verlangen sie eine Reihe „rahmenrech­tlicher Verbesseru­ngen“. Dazu gehören die Anrechnung aller Lehrund Arbeitsjah­re für die Urlaubsber­echnung, eine Verkürzung der Normalarbe­itszeit bei Schichtarb­eitern sowie ein arbeitsfre­ier 31. Dezember unter Fortzahlun­g des Entgelts. Gefordert wird auch die „Freizeitop­tion“, bei der Mitarbeite­r zwischen Lohnsteige­rung oder mehr Urlaub wählen können. Angesichts der hohen Arbeitslos­igkeit bei hohen Überstunde­n müsse man die Arbeit auf mehr Menschen aufteilen, lautet die Argumentat­ion.

Der Fachverban­d zeichnete dagegen heuer ein besonders düsteres Bild der Branche. Die Produktion sei 2014 um 3,5 Prozent gesunken, die Produktivi­tät sogar um 3,3 Prozent gefallen. Angesichts einer Inflation von 1,1 Prozent hatten sich Arbeitnehm­er diesmal einen „besonders ordentlich­en Reallohnzu­wachs“ausgerechn­et.

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BILD: SN/FOTOLIA
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Rainer Wimmer, Gewerkscha­ft ProGe
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Christian Knill, Obmann FMMI

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