Cholesterinsenker hilft den Krebspatienten
Mit einer relativ einfachen Methode kann man das Risiko für gefährliche Gefäßverschlüsse minimieren.
Mit einer relativ einfachen medikamentösen Vorsorgemaßnahme könnten bei Krebspatienten häufig auftretende, gefährliche venöse Thromboembolien verhindert werden. Experten von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie des Wiener AKH und der Med-Uni Wien haben Hinweise dafür gesammelt, dass die klassischen Cholesterinsenker, sogenannte Statine, einen solchen positiven Effekt haben.
Im Rahmen von Karzinomerkrankungen kommt es auch zu potenziell gefährlichen Veränderungen in der Blutgerinnung. Das Blut neigt vermehrt zur Bildung von Thromben. Das sind Pfropfen, die Gefäße verschließen.
In manchen Fällen treten tiefe Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien erst im Rahmen von diagnostizierten Krebserkrankungen auf, manchmal stellen sie auch das erste Zeichen einer bösartigen Erkrankung dar. Vor allem Pulmonalembolien können zu einer tödlichen Gefahr werden. Throm- bosen stellen die zweithäufigste Todesursache bei Krebspatienten dar. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Tatsache, dass Nichtkrebskranke, wenn sie solche Cholesterinsenker einnehmen, ein geringeres Thromboembolie-Risiko als Personen ohne die Medikamente haben. Ob das auch auf Krebspatienten zutrifft, das wollten die Wissenschafter mit der Untersuchung klären.
Bei Aufnahme in die Studie schluckten 170 Krebspatienten (11,9 Prozent) ein Statin zur Cholesterinsenkung. 96 der Erkrankten nahmen regelmäßig Simvastatin, 48 hingegen die Substanz Atorvastatin. Die Hauptergebnisse: Innerhalb eines Jahres erlitten 2,94 Prozent der Karzinompatienten eine Thrombose, wenn sie auch einen Cholesterinsenker einnahmen, in- nerhalb von zwei Jahren 3,54 Prozent. Unter den Patienten, die keine Statine einnahmen, lag die Häufigkeit von diagnostizierten thromboembolischen Ereignissen innerhalb eines Jahres bei 7,13 Prozent, im Zeitraum von 24 Monaten bei 8,13 Prozent.
„Diese Beobachtungsstudie deutet auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und einem geringen Risiko für venöse Thromboembolien hin“, schrieben die Autoren. Ob man bei Krebspatienten mit den Cholesterinsenkern aktiv eine medikamentöse Thrombose-Prophylaxe erfolgreich durchführen kann, muss aber erst in entsprechenden weiteren klinischen Studien gezeigt werden.
Forschungen ergaben weiters, dass Krebspatienten mit Krampfadern noch einmal ein doppelt so hohes Thromboembolie-Risiko im Vergleich zu Karzinomkranken ohne Krampfadern aufweisen.