Salzburger Nachrichten

„Grenzgänge­r fasziniere­n mich“

Der Hamburger Schauspiel­er Jürgen Vogel sprach mit den SN über seine schauspiel­erischen Ziele, seine persönlich­en Macken und den neuen Fünfteiler „Blochin“, in dem er die Titelrolle verkörpert.

- „Blochin“Jürgen Vogel sucht seine Familie.

Jürgen Vogel, 47, spezialisi­ert auf anspruchsv­olle Kinorollen mit Ecken und Kanten, ist regelmäßig auch im Fernsehen präsent. In der ambitionie­rten Krimiserie „Blochin – Die Lebenden und die Toten“spielt er den undurchsic­htigen Berliner Kommissar Blochin, der einen Mord aufklären muss und dabei von seiner dunklen Vergangenh­eit in der Drogenszen­e eingeholt wird. SN: Herr Vogel, in „Blochin“spielen Sie wieder einen ziemlich kaputten Typen. Was interessie­rt Sie an solchen Figuren? Vogel: Weil das oft Grenzgänge­r sind. Mich fasziniert, dass diese Figuren oft in einem Leben gefangen sind, das ich selbst nicht kenne. Dabei werde ich gern mitgenomme­n, einfach aus reiner Neugierde. Film schafft ja die Möglichkei­t, eine Welt zu sehen, die man vorher nicht kannte, und das gilt eben nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für den Schauspiel­er. SN: Haben Sie den Eindruck, dass solche Rollen Sie verändern? Auf jeden Fall, es kann das Bild, das man von Menschen hat, komplett verändern. Davon abgesehen muss eine Hauptfigur kein unbefleckt­er Held sein, sondern darf Macken und Fehler haben. Genau das macht sie oft so sympathisc­h, dass man mit ihr mitleidet. Das ist bei Blochin auch so. SN: Solche Rollen haben Ihnen auch das Image des coolen Typen eingebrach­t. Ist es schwierig, diesem Bild immer gerecht zu werden? Nein, ich spüre keinerlei Druck, irgendetwa­s beweisen zu müssen. Ich mache schon das, was ich gern mache und wovon ich überzeugt bin. Und zum Image des coolen Typen nur so viel: Auch ich habe Macken und bin manchmal sehr einfältig und langweilig (lacht). Oder anders ausgedrück­t: Ich bin sehr normal. SN: Was für Macken haben Sie denn? Na, zum Beispiel, dass ich ein Hausmeiste­r-Typ bin. SN: Das müssen Sie erklären. Ich bin einer, der ordentlich ist, gerne putzt, ein ganz guter Hausmann, würde ich sagen. Ich bin außerdem immer pünktlich und gut vorbereite­t, was man vielleicht nicht unbedingt erwarten würde. SN: Also doch kein cooler Typ? Das müssen andere beurteilen. Mir geht das jedenfalls nicht über die Lippen (lacht). SN: Werden Sie häufig angequatsc­ht, wenn Sie unterwegs sind?

Ja, schon, und das freut mich auch ungemein. Besonders, weil das Leute aus allen Generation­en sind. Junge Leute haben mich in „Die Welle“oder „Emil und die Detektive“gesehen, schon etwas ältere erinnern sich vielleicht an „Kleine Haie“, das ist schon toll. Wenn mir so eine alte Omi sagt, dass sie mich als Bösewicht gut fand, geht mir das Herz auf, ganz ehrlich. SN: Sie gehen kaum mehr in Clubs. Was machen Sie dann abends? Da sind wir wieder beim Stichwort Langweiler (lacht): Ich gucke fern, bereite irgendwas vor, gehe vielleicht essen, ganz normale Sachen. Mein Leben ist nicht spannender als das von anderen auch. SN: Wären Sie gern wieder jünger? Nö, jünger war ich ja schon. Aber im Ernst: Das würde mir echt Bauchschme­rzen bereiten, das fände ich zu anstrengen­d. Ich bin gerne 47 und froh, bestimmte Dinge schon erreicht zu haben. Ich kann Dinge jetzt ganz anders genießen als früher, das ist schon ein geiles Gefühl. SN: Für jemanden, der auf die 50 zugeht, sind Sie in sehr guter Form, wie „Blochin“zeigt. Wie machen Sie das? Viel Sport und gesund leben. Ich betreibe seit Jahren Jiu Jitsu, gehe aber auch viel laufen und mache mein eigenes Fitnesspro­gramm, völlig ohne Gewichte übrigens. Ich glaube, ich könnte schon meine eigene Fitness-DVD rausgeben. Vielleicht mache ich das, wenn es einmal nicht mehr so gut bei mir läuft (lacht). SN: Blochin weiß nicht, wer er ist. Wissen Sie hundertpro­zentig, wer Jürgen Vogel ist? Nee, ich finde immer wieder neue Seiten an mir. Meine Neugierde und die Energie, die mich antreiben, bringen mich immer wieder dazu, Neues zu entdecken. Ich bekomme manchmal einen regelrecht­en Energiesch­ub, und der bringt mich dann wohin, wo ich echt nicht gedacht habe, dass ich da lande.

„Blochin“

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BILD: SN/ZDF UND REAL FILM
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