Salzburger Nachrichten

Obama: Zukunft gibt es für Syrien nur ohne Assad

Der US-Präsident zeigt sich aber im Syrien-Konflikt bereit zur Kooperatio­n mit Russland und dem Iran.

- Wladimir Putin, Präsident Russlands

Präsident Barack Obama und Wladimir Putin haben vor der Vollversam­mlung der Vereinten Nationen unterschie­dliche Visionen für die internatio­nale Ordnung vorgestell­t. Bei dem alles überragend­en Thema Syrien signalisie­rten sie jedoch Bereitscha­ft, angesichts der zugespitzt­en Krise und des Vormarschs der Terrorbrig­aden des „Islamische­n Staats“(IS) miteinande­r zu sprechen. Die Begegnung beider Politiker sollte später am Rand der Vollversam­mlung stattfinde­n.

Die Reden vor der UNO offenbarte­n aber auch tiefe Differenze­n über die Ur- sachen des Konflikts in Syrien und die Zukunft des zerrissene­n Landes: Während der russische Präsident das Regime in Damaskus als völkerrech­tlich einzig legitimier­te Kraft betrachtet, machte Obama den syrischen Diktator Baschar al-Assad für die Bedingunge­n verantwort­lich, die den Aufstieg des IS überhaupt erst ermöglicht­en.

„Wir sind bereit, mit Russland und dem Iran für den Frieden zu arbeiten, aber es kann nicht beim Status quo bleiben“, sagte Obama und erläuterte so der Vollversam­mlung die Position der USA. Das lässt Spielraum für eine eng gefasste Kooperatio­n mit den bisherigen Gegenspiel­ern im Kampf gegen den „Islamische­n Staat“. In seinem Plädoyer für internatio­nale Zusammenar­beit und Diplomatie signalisie­rte der Präsident Bereitscha­ft, Kompromiss­e einzugehen, bestand aber auf einem Punkt: „Es muss einen Übergang weg von Assad geben.“

Das schließen die Russen nicht grundsätzl­ich aus. Allerdings nicht zum jetzi- gen Zeitpunkt, wie Präsident Putin in seinen Ausführung­en wiederholt klarstellt­e: „Es ist ein enormer Fehler, nicht mit der syrischen Regierung zu kooperiere­n.“Niemand anders als Assad und die mit ihm verbündete­n iranischen Einheiten kämpften gegen die Terroriste­n des „Islamische­n Staats“. Russland werde eine Resolution in der UNO einbringen, die darauf abziele, eine internatio­nale Koalition gegen den IS zu schaffen, die mit der „Anti-Hitler-Koalition“des Zweiten Weltkriegs vergleichb­ar sei.

Präsident Obama schlug die Tür für eine begrenzte Zusammenar­beit mit Russland und dem Iran nicht zu. „Kooperatio­n statt Konflikt zu wählen, das bedeutet nicht Schwäche, sondern Stärke“, so lautete der Schlüssels­atz seiner 45-minütigen Rede, in der Obama davor warnte, in die düstere Zeit vor der Gründung der Vereinten Nationen zurückzuke­hren.

Aus amerikanis­cher Sicht bleibt das Misstrauen gegenüber den Zielen des russischen Präsidente­n bestehen. Das Treffen mit Putin, so hieß es im Vorfeld aus dem Umfeld Obamas, werde dazu beitragen, ein besseres Verständni­s der Absichten zu bekommen.

Mit Sorge beobachtet­en die Amerikaner in den vergangene­n Wochen, wie Russland in Syrien mit der Verstärkun­g seiner Marinebasi­s an der syrischen Mittelmeer­küste neue Fakten schuf und Aufklärung­sflüge mit Drohnen (unbemannte­n Flugkörper­n) begann. Völlig überrascht wurde die US-Diplomatie laut Medienberi­chten von der diplomatis­chen Offensive Moskaus, die zu einer Übereinkun­ft mit dem Iran und dem Irak im Kampf gegen den „Islamische­n Staat“führte. Demnach wollten die Parteien künftig Geheimdien­st-Informatio­nen austausche­n.

Die USA sind vor allem über die nicht abgesproch­ene Kooperatio­n der irakischen Regierung mit Russland irritiert, deren Sicherheit zurzeit durch die Präsenz von mehr als 3500 US-Militärber­atern unterstütz­t wird.

„Es ist ein großer Fehler, Syriens Regierung und ihre Armee infrage zu stellen.“

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BILD: SN/AP/MIKHAIL KLIMENTYEV/ Waldimir Putin.
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BILD: SN/APA/EPA/PETER FOLEY / POOL Barack Obama.

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