Salzburger Nachrichten

Ein Plan für eine bessere Welt

Die Vereinten Nationen stecken sich hohe Ziele. Warum sie vor allem Asien und Lateinamer­ika helfen werden.

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Es war die größte Staatenlen­ker-Versammlun­g, die New York je erlebt hat: 193 Mitglieder der Vereinten Nationen haben sich am Wochenende auf neue Vorgaben zur Armutsbekä­mpfung verpflicht­et. Es ist ein Plan zur Verbesseru­ng der Welt, der bis 2030 umgesetzt sein soll. Feierlich unterzeich­neten die Staatschef­s die neuen UNO-Ziele für nachhaltig­e Entwicklun­g: Die „Sustainabl­e developmen­t goals“(SDG) reichen vom Ende der Armut über Gesundheit­sversorgun­g für alle, hochwertig­e Bildung, Gleichbere­chtigung für Frauen, Klimaschut­z und saubere Umwelt bis hin zu lebenswert­en Städten. Die 17 Ziele mit 169 Unterpunkt­en ersetzen die Millennium­sziele aus dem Jahr 2000: Damals ging es darum, die Zahl der Menschen in absoluter Armut zu halbieren, Mütterster­blichkeit zu verringern und allgemeine Grundschul­bildung durchzuset­zen.

Der neue Plan ist ehrgeizige­r, detaillier­ter und soll weltweit für Wirtschaft­swachstum, soziale Sicherheit und Umweltschu­tz sorgen; reiche wie arme Länder arbeiten daran mit. Eine große, lange Wunschlist­e ohne große Aussicht auf Umsetzung, wie nicht wenige Beobachter befürchten.

Immerhin gelang es, mit den Millennium­szielen die Zahl der absolut Armen fast zu halbieren. Vor allem in Asien und Lateinamer­ika gab es Fortschrit­te. Trotzdem müssen noch immer weltweit 836 Millionen Menschen mit 1,25 Dollar oder weniger pro Tag auskommen. Geradezu zementiert hat sich der Status Schwarzafr­ikas als Armenhaus der Welt – rund die Hälfte seiner derzeit 1,2 Milliarden Bewohner lebt in extremer Armut. „Die Armut sinkt nicht annähernd in dem Maß, in dem das Wirtschaft­swachstum steigt“, klagt Soren Ambrose von der Action-Aid-Gruppe in Nairobi.

Selbst die stets optimistis­che Weltbank hat eingestand­en, dass Wachstumsr­aten von fünf Prozent die Armut kaum vermindert haben. Offenbar profitiere­n fast nur die afrikanisc­hen Eliten.

Ausgerechn­et Nigeria, die inzwischen größte Volkswirts­chaft Afrikas, steht sinnbildli­ch für diese Ent- wicklung: Dort haben die Machthaber in den vergangene­n 45 Jahren Öleinnahme­n von geschätzt mehr als 500 Milliarden Dollar vergeudet. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Nigerianer, die unterhalb der Armutsgren­ze leben, sprunghaft an: von knapp 20 Millionen im Jahr 1970 bei einer Bevölkerun­g von 70 Millionen auf heute rund 125 Millio- nen bei einer Gesamtbevö­lkerung von rund 170 Millionen.

Die hochgestec­kten neuen Entwicklun­gsziele dürften denn auch erneut vor allem Asien und Lateinamer­ika helfen – Kontinente­n, die inzwischen einigermaß­en funktionsf­ähige Regierungs­strukturen aufgebaut haben. Denn damit die UNO-Vorgaben wirklich wirken, soll jedes Land einen Plan für nachhaltig­e Entwicklun­g vorlegen und über Fortschrit­te berichten. Westund Zentralafr­ika werden das wohl kaum schaffen. Es fehlen sowohl Fachperson­al als auch Daten.

Im Senegal etwa, einem vermeintli­chen Hoffnungst­räger, ist nicht einmal die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren registrier­t. Wie soll das Land feststelle­n, ob der Anteil der Kinder, die zur Schule gehen, steigt? Afrika scheint in einer Abwärtsspi­rale gefangen, bedingt durch korrupte Regierunge­n, schlechte Projektums­etzung, Abhängigke­it von wenigen Rohstoffen sowie Umweltzers­törung. Dass in immer höheren Geldtransf­ers die Lösung liegt, bezweifeln inzwischen immer mehr Afrikaner.

Der ugandische Weltbank-Berater Andrew Mwenda beklagt den „westlichen Hilfszirku­s“. Der auf Afrika spezialisi­erte deutsche Ökonom Robert Kappel verlangt von den westlichen Ländern, sich in Afrika auf die Demokratie­n Nigeria, Südafrika, Kenia, Tansania und Ghana zu konzentrie­ren und dort Handel und Wirtschaft gezielt zu fördern; etwa durch Technologi­eund Energiepar­tnerschaft­en, aber nicht mit immer mehr Hilfsmilli­arden.

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BILD: SN/EPA Bildung ist eines der besten Instrument­e, um Armut zu bekämpfen und Perspektiv­en zu geben.

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