Salzburger Nachrichten

Hinter den Kulissen geht es um den Brexit

David Cameron und seine Minister loten in Brüssel aus, welche Reformen vor dem Referendum über einen Austritt möglich sind.

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Die Gefahr eines Grexit ist vorerst gebannt. Jetzt laufen hinter den Kulissen in Brüssel bereits Gespräche, um einem Brexit vorzubeuge­n. Der britische Premier David Cameron hat für spätestens 2017 ein Referendum über den Ausstieg Großbritan­niens aus der EU angekündig­t. Um eine Mehrheit für das Ja zur Union zu gewinnen, muss er nun in Brüssel Reformen herausschl­agen. In vier Bereichen fordern die Briten Änderungen: Die Wettbewerb­sfähigkeit der EU muss im internatio­nalen Vergleich steigen; die Mitgliedss­taaten sollen wieder mehr Souveränit­ät erhalten; übermäßige Regulierun­gen sollen abgebaut werden, speziell für Unternehme­n; und last, but not least will Cameron den Zugang von EU-Ausländern zu Sozialleis­tungen neu verhandeln.

Ziemliche Brocken, für die der britische Premier zum Teil nur schwer die Unterstütz­ung der anderen Mitgliedss­taaten finden dürfte – und auch die des Parlaments. Vergangene Woche war bereits der britische Außenminis­ter Philip Hammond in der EU-Hauptstadt, um auszuloten, welchen Spielraum es überhaupt für Reformen gibt. Termine hatte er mit mehreren Kommissare­n, darunter Jyrki Katainen, einer der wichtigste­n Ansprechpa­rtner für die britischen Anliegen. Der Finne ist in JeanClaude Junckers Team für Wachstum, Beschäftig­ung und Wettbewerb zuständig.

Auch im Europaparl­ament tasteten sich die Briten schon an potenziell­e Stolperste­ine heran. Es gab unter anderem ein Treffen von Hammond mit dem Chef der Sozialdemo­kratischen Fraktion im EU-Parlament, Gianni Pittella, und freilich auch mit Parlaments­präsident Martin Schulz.

Die wichtigste­n Ansprechpa­rtner für den britischen Premier werden aber die Staats- und Regierungs­chefs der 27 anderen Mitgliedss­taa- ten sein. Noch vor dem Sommer hatte Cameron mit einer Tour durch die Hauptstädt­e begonnen, um für seinen Reformkurs zu werben. Nach dem EU-Sondergipf­el zur Flüchtling­skrise vergangene­n Mittwoch gab es ein Treffen mit EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk. Thema: Fahrplan für die weiteren Verhandlun­gen. Den will der Ratspräsid­ent in Abstimmung mit der Kommission bis zum nächsten Gipfel Mitte Oktober fixieren, erst beim Gipfel im Dezember dürfte es dann eine erste Diskussion zu den Reformplän­en der britischen Regierung geben.

Wie die Gespräche laufen, davon hängt letztlich der Termin für das Referendum ab. Damit es noch 2016 abgehalten wird, müssten die Gespräche vor dem Sommer zu Ende gebracht werden, sagte Hammond gegenüber der Nachrichte­nagentur Reuters.

STEPHANIE.PACK@SALZBURG.COM

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Stephanie Pack

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