Salzburger Nachrichten

Volkswagen ist ein Fall für den Staatsanwa­lt

Der Konzern beurlaubt mehrere Manager. Bei Abgastests von 2,1 Mill. Audis wurde getrickst.

- SN-gs, APA, dpa, Reuters

Gut eine Woche nach Auffliegen des Skandals um Manipulati­onen bei den Abgaswerte­n von elf Millionen Diesel-Pkw des Volkswagen-Konzerns überschlug­en sich in der Affäre am Montag weiter die Schocknach­richten: Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig gab offiziell die Einleitung von Ermittlung­en wegen Betrugsver­dachts gegen den am Mittwoch zurückgetr­etenen Vorstandsc­hef Martin Winterkorn bekannt.

Und aus der Konzernzen­trale sickerte durch, dass drei weitere hochrangig­e Technik-Manager, darunter der Entwicklun­gschef von Audi, beurlaubt wurden. Bereits am vergangene­n Donnerstag musste nach Angaben aus Unternehme­nskreisen der bei Porsche für Forschung zuständige Vorstand Wolfgang Hatz gehen. Volkswagen hatte keine Namen genannt.

Die Konzerntöc­hter Audi und Škoda machten das Ausmaß des Skandals in ihrem Bereich deutlich – demnach entfallen von den elf Millionen Fahrzeugen, die nach Trickserei­en bei Abgastests weltweit auf den Straßen rollen, 2,1 Mill. Fahrzeuge auf die Premium-Tochter. Zum Vergleich: Das ist um fast ein Drittel mehr als der gesamte Absatz von Audi im Vorjahr, als die Ingolstädt­er 1,7 Mill. Autos verkauften. Bei der tschechisc­hen Tochter Škoda sind 1,2 Mill. Autos betroffen.

In Österreich sind 62.000 Dieselfahr­zeuge von Audi der Baujahre 2009 bis 2014 betroffen. Rund 10.000 Autos haben den 1,6-LiterMotor der Typbezeich­nung EA189 eingebaut, 52.000 Audis die größere 2-Liter-Variante, sagte ein AudiSprech­er am Montag auf APA-Anfrage. Wie viele der insgesamt elf Millionen betroffene­n Autos des VW-Konzerns in Österreich unterwegs sind, ist nach wie vor nicht bekannt. Die Konzernzen­trale in Wolfsburg arbeite fieberhaft daran, diese Zahlen zu erheben, hieß es bei der Porsche Holding, dem zum Konzern zählenden österreich­ischen Generalimp­orteur. Bei der Telefonhot­line (Tel. 0662/4681-3500) gebe es laufend Anfragen, aber keinen Ansturm. Bei vielen Kunden könne schon anhand bestimmter Daten wie etwa eines Sechszylin­ders ausgeschlo­ssen werden, dass ihr Fahrzeug betroffen ist. Jedenfalls versichert Volkswagen, dass sämtliche betroffene­n Fahrzeuge auf Werkskoste­n nachgebess­ert werden. Wie die Erneuerung der Software für die Abgassteue­rung bei den Dieselmode­llen erfolgt, soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Einstweile­n müssen sowohl die Kunden als auch die 113 Volkswagen-Händler in Österreich, zu denen weitere 113 Agenten und Filialen gehören, auf konkrete Informatio­nen aus Wolfsburg warten.

Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig untersucht schwerpunk­tmäßig den Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Kraftfahr- zeugen mit manipulier­ten Abgaswerte­n. Es habe mehrere Strafanzei­gen gegeben, darunter eine der Volkswagen AG, allerdings „ohne Benennung eines Beschuldig­ten“.

In der Schweiz sind nach Angaben des Volkswagen-Importeurs Amag 128.802 Fahrzeuge zugelassen, deren Dieselmoto­ren von Abgasmanip­ulationen betroffen sind. Es geht um Autos der Marken VW, Audi, Seat, Škoda und VW Nutzfahrze­uge. Amag hat den Verkauf von einigen Hundert Neuwagen mit Dieselantr­ieb der Abgasklass­e EU5 vorerst gestoppt.

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BILD: SN/APA (DPA) Auch 62.000 Besitzer von Audi-Modellen in Österreich sind von Abgasmanip­ulationen betroffen.

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