Angeklagter soll dement sein
Nach einem Tötungsdelikt in Straßwalchen wurde Prozess erneut vertagt.
Den Angeklagten hielt es kaum auf seinem Sessel. Immer wieder wollte der 54-Jährige aufstehen, um Richterin Ilona Schalwich-Mozes zu zeigen, wie er den Abzug seiner Pistole aus Versehen gedrückt hatte. Die hatte dafür genauso wenig Verständnis wie die Justizwachebeamten, die den Mann zurück auf seinen Sessel drückten.
Es war der zweite Prozesstag für den Mann. Ihm wird vorgeworfen, im Februar dieses Jahres einen 53-jährigen Landsmann erschossen zu haben. Der Angeklagte bestreitet nicht, den Schuss abgefeuert zu haben, das soll aber aus Versehen passiert sein. Um dies zu klären, hatte das Gericht einen Sachverständigen des Bundeskriminalamts geladen. Er gab am Montag Auskunft über die Funktionsweise jener Pistole, mit der der tödliche Schuss abgefeuert worden war.
Demnach gibt es zwei Möglichkeiten, die Pistole der Marke Sig Sauer schussbereit zu machen. Bei einer der Varianten, die Waffe durchzuladen, benötigt man für den ersten Schuss mehr Kraft. „Das liegt daran, dass diese Waffe für den Gebrauch als Dienstwaffe konstruiert wurde“, sagt Sachverständiger Daniel Fanninger. So sollten Polizeibeamten den ersten Schuss wohlüberlegt tätigen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, bei der Waffe den Hahn so zu spannen, dass der erste Schuss mit weniger Kraft ausgelöst werden kann. Der Angeklagte behauptet, dass er seine Waffe auf diese Weise schussbereit gemacht hatte. Der Kommentar der Richterin: „Das würde ich aber nur machen, wenn ich auch vorhabe, einen Schuss abzugeben.“
Zudem wurde am Montag noch ein neuropsychiatrisches Gutachten besprochen, das über den 54-Jährigen erstellt wurde. Das attestierte dem Tschetschenen depressive Störungen und einen „erhöhten Paranoiditätsscore“, zudem sei er selbstbezogen. Zum Tatzeitpunkt sei der Mann aber zurechnungsfähig gewesen. Dem Gutachten war aber auch zu entnehmen, dass der Mann bereits wegen psychischer Probleme in Behandlung war. Seine Frau war mit ihm zum Arzt gegangen, da er seit einem Jahr glaubte, verfolgt zu werden. Zudem sei er häufig grundlos aggressiv. Bei ihm wurde unter anderem beginnende Demenz diagnostiziert.
Der Prozess wurde auf den 25. 11. vertagt, da ein wichtiger Zeuge wegen eines Unfalles nicht zum Prozess kommen konnte.
„ So würde ich die Waffe nur laden, wenn ich auch vorhabe zu schießen.“