Wer am berühmtesten Hügel Österreichs wohnt
Wo einst Adel, Künstler und Präsidenten residierten, tummeln sich heute die Botschafter.
WIEN. Die Wiener Hohe Warte ist nur ein kleiner, aber wohl der berühmteste Hügel Österreichs. Man kennt ihn aus dem Wetterbericht, denn auf der Hohen Warte amtiert die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Man kennt ihn aus der Politik, denn auf der Hohen Warte stand früher die Dienstvilla des Bundespräsidenten. Und man kennt den Hügel aus den Sportberichten, denn auf der Hohen Warte befindet sich das Sportstadion des ältesten Fußballvereins Österreichs, der Vienna.
Gegründet wurde die Vienna 1894 von den englischen Gärtnern des Barons Rothschild. Der reichste Mann von Wien, der um 1900 als Bankier das 25.000-Fache eines Durchschnittsgehalts verdiente, besaß auf der Hohen Warte weite Gärten mit Orchideenhäusern.
Heute sind die Gärten ein öffentlich zugänglicher Park und die rundum liegenden, prachtvollen Villen sind meist Botschaftsgebäude. Früher wohnten hier Fabrikanten, Künstler und Adelige, wie in einem neuen Buch über die Hohe Warte nachzulesen ist. Auf Nummer 52 beispielsweise residierte der Gründer der Speditionsfirma Schenker. Im Zweiten Weltkrieg hieß der Besitzer Gauleiter Baldur von Schirach. Und heute steht vor dem schlossartigen Anwesen ein Obelisk, denn es gehört jetzt zur ägyptischen Botschaft.
Eine ganz ähnliche Geschichte hat die prunkvolle Villa, die sich einst Kaiser Franz Josephs Statthalter für Niederösterreich, Erich Graf Kielmansegg, errichten ließ. Im Zweiten Weltkrieg wohnte dort Hitlers Generalfeldmarschall Wilhelm von List, heute gehört die Villa zur japanischen Botschaft.
Die riesige Villa, die der Schriftsteller Franz Werfel einst auf Drängen von Alma Mahler-Werfel auf der Hohen Warte erstand, gehört heute Saudi-Arabien. Und das große Kinderheim, das Graf Dénes Andrássy am Fuße der Hohen Warte zu wohltätigen Zwecken errichten ließ, wurde unlängst von China als Botschafterresidenz erworben. Sie wird nach dem Umbau die größte Residenz Wiens sein.
Auch auf dem Gelände der ehemaligen Bundespräsidentenvilla wird zurzeit gebaut. Dort entstehen Luxuswohnungen. Sie werden sehr sicher sein, denn unmittelbar daneben befindet sich die Polizeiinspektion Hohe Warte. Deren schönes Gebäude war ursprünglich das Israelitische Blindeninstitut. Wenige Häuser weiter verbrachte Sigmund Freud die Sommerfrische.