Momente Er fängt ein
Für Florian Stürzenbaum ist Fotografie eine Passion, Schwarz-Weiß-Bilder schätzt er besonders. Warum er sich auf analoge Fotografie zurückbesinnen will und Ausstellungen nicht mehr scheut.
Fotograf Florian Stürzenbaum traf den Werftarbeiter bei einem Urlaub in Griechenland. „Er saß da und polierte etwas mit Schleifpapier, beachtete mich kaum. Ich habe ihn trotzdem gefragt, ob ich ihn fotografieren dürfe“, erzählt der 44-jährige Salzburger. Der Grieche habe nur genickt, nicht einmal aufgeschaut. Entstanden ist ein Bild, das Stürzenbaum bis heute bewegt. „Ich erinnere mich bei jedem Foto an den Moment, in dem es entstanden ist. Das macht jedes einzelne besonders.“
Der gelernte Typograf arbeitete lange Zeit als Grafiker, seit Jahren ist er als Art Director für Werbeagenturen tätig. Dabei entwickelte sich auch das Interesse an der Fotografie. „Ich habe natürlich immer viel Kontakt zu verschiedenen Fotografen gehabt, irgendwann hat mich selbst die Leidenschaft gepackt.“Der Salzburger habe sich zu Hause eine Dunkelkammer eingerichtet. „Um 22 Uhr kam ich von der Agentur nach Hause und habe oft bis 4 Uhr morgens Zeit in der Dunkelkammer verbracht. Das hat sich zu einer richtigen Obsession entwickelt“, erzählt der 44Jährige lachend.
Zunächst habe er mit Urlaubsfotos begonnen. „Ich musste mich erst einmal mit der Technik auseinandersetzen, ich wollte das Fotografieren wirklich von der Pike auf lernen.“Er fotografierte gestrandete Boote, verrostetes Strandgut oder ausdrucksstarke Gesichter. 2008 habe er sich als Fotograf selbstständig gemacht, 2012 die Prüfung zum Berufsfotografen abgelegt.
Neben der digitalen Fotografie, die er als Werbefotograf etwa für Kunden wie VW einsetzt, schätzt er vor allem die analoge Fotografie. „Sie ist oft viel fokussierter, ehrlicher und authentischer. Der Moment, in dem ein Bild in der Dunkelkammer langsam Form annimmt, lässt meinen Puls jedes Mal wieder steigen“, sagt er lä- chelnd. Der Unterschied zwischen der Betrachtung eines Fotos im Labor und bei Tageslicht sei „irrsinnig spannend“. Die Arbeit in der Dunkelkammer stelle für ihn zusätzlich einen Ausgleich zum Berufsalltag dar, erzählt der Vater einer 17-jährigen Tochter.
Bilder in Schwarz-Weiß gefielen ihm besonders. „Sie entwickeln einen ganz anderen Zauber. Oft weckt die Wegnahme der Farbe erst den wahren Charakter eines Fotos“, sagt er. Die positiven Reaktionen auf seine Bilder auf einer ersten kurzen Ausstellung hätten ihm die Scheu vor weiteren Ausstellungen genommen, sagt er. Pläne gebe es bereits.
Stürzenbaums Bilder sprechen eine eigene Sprache. „Oft kann ich ihn fast riechen, den Moment, in dem ein Foto entstand. Ich fange die Momente ein.“