Bank Austria sucht ihren Weg
In Wien bemüht man sich um eine Lösung, um das Privatkundengeschäft in der Bank Austria halten zu können. Die Belegschaft wird dafür Opfer bringen müssen.
In Wien bemüht man sich, das Privatkundengeschäft in der Bank Austria behalten zu können. Aber die Belegschaft wird Opfer bringen müssen.
WIEN. Sanieren oder verkaufen – vor dieser schwierigen Frage steht das Management der Bank Austria, nachdem die UniCredit das Privatkundengeschäft ihrer ÖsterreichTochter zur Disposition gestellt hat. Bis Dezember soll die Grundsatzentscheidung getroffen sein, wie es mit der Sparte weitergeht. Viel Zeit bleibt also nicht, die Für und Wider der beiden Optionen zu bewerten.
Bank-Austria-Vorstandschef Willibald Cernko will sich derzeit zu diesem Thema nicht äußern, weil, wie es in der Bank heißt, erst an den Grundlagen für eine Entscheidung gearbeitet werde. Daher kann man derzeit nur mutmaßen, welche Option gezogen wird. Im Management dürfte es allerdings eine Präferenz dafür geben, das Privatkundengeschäft in der Bank zu behalten.
Für die Belegschaft verheißen beide Alternativen wenig Gutes, in beiden Fällen werden Arbeitsplätze verloren gehen. Im Wissen darüber gibt sich die Gewerkschaftsspitze vorsorglich kämpferisch. Wolfgang Katzian, gestärkt durch seine am Mittwoch erfolgte Wiederwahl zum Vorsitzenden der Angestelltengewerkschaft GPA-djp, sagt, es müsse Verhandlungen „auf Augenhöhe“geben, andernfalls drohe ein Arbeitskampf. Jedenfalls dürfe es „keinen Erpressungsversuch geben, damit die Arbeitnehmer gefügig werden“, poltert Katzian. Er kritisierte auch, dass die UniCredit ein Sparpaket schnüre, weil man elf Prozent Rendite wolle, statt sich mit fünf Prozent zufriedenzugeben.
In einer einstimmig verabschiedeten Resolution beim Bundesforum der GPA-djp solidarisierten sich 580 Delegierte mit der Belegschaft der Bank Austria. Man nehme die Ängste und Sorgen der Beschäftigten sehr ernst und werde „in Abstimmung mit dem Betriebsratsteam alles unternehmen, um einen Kahlschlag zu verhindern“.
Im Unternehmen läuft die Debatte im Ton zwar ruhiger, in der Sache aber ebenso hart ab. Immerhin geht es beim Geschäft mit 1,6 Millionen Privatkunden, das bei der Bank Austria auch Klein- und Mittelbetriebe umfasst, um rund ein Drittel der knapp 9400 Beschäftigten in Österreich. Wie es für die 3000 bis 3500 Mitarbeiter weitergeht, ist offen. Der stellvertretende Obmann des Zentralbetriebsrats, Adolf Lehner, spricht nicht von Kahlschlag, aber von schmerzhaften Einschnitten. Wie tief diese ausfallen, will er mit dem Management in den nächsten zwei Wochen besprechen.
Nachdem die Bank Austria in den ersten neun Monaten 2015 trotz der bereits gesetzten Schritte zur Rationalisierung im Privatkundengeschäft 41 Mill. Euro Verlust schrieb, zeichnen sich massive Einsparungen ab. Laut Cernko wird man 2015 bei jedem Retailkunden 36 Euro drauflegen müssen. Besser sieht es für die 500 bis 700 Jobs im Kompetenzzentrum für Osteuropa aus. Sie könnten großteils erhalten bleiben, obwohl die Verantwortung für das Netzwerk nach Mailand wandert.
Auch Kunden verfolgen mit Interesse, wie es bei der Bank Austria weitergeht. Sollte sie ihr Privatkundengeschäft verkaufen, würde sich fürs Erste nichts ändern. Jeder Käufer müsste die bestehenden Kundenbeziehungen übernehmen. In der Folge könnte ein neuer Eigentümer aber die Geschäftsbedingungen anpassen, die Kunden hätten dann allerdings ein Widerspruchsrecht. Andere Banken bringen sich bereits in Stellung und werben offen um Kunden der Bank Austria, zuletzt konkret die Erste Bank.
Offen ist auch, wer überhaupt als Käufer infrage käme. Der Bawag-Eigentümer Cerberus, der bei UniCredit angeklopft hat, dürfte weiter interessiert sein, die ehemalige Gewerkschaftsbank mit der Übernahme der Privatkundensparte der Bank Austria attraktiver zu machen. Schließlich ist es ein offenes Geheimnis, dass Cerberus und Miteigentümer Golden Tree aussteigen und die Bawag PSK wieder verkaufen wollen. Auch ein osteuropäisches Finanzinstitut soll Interesse bekundet haben, dem Vernehmen nach die russische Sberbank.
„Es muss Verhandlungen auf Augenhöhe geben und keine Erpressung.“