Salzburger Nachrichten

Mehr Freiraum für die Schule

Die Grundlage für die Bildungsre­form bildet eine Expertenst­udie, die alle Beteiligte­n akzeptiert haben. Ein paar Monate später will das Ministeriu­m davon nichts mehr wissen.

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Die Rabenmutte­r . . WIEN. Wenige Tage vor der Präsentati­on der Bildungsre­form ist eine Einigung zwischen Bund und Ländern nicht in Sicht. Einer der Punkte, bei denen in den vergangene­n Tagen die Wogen hochgingen, ist die Schulverwa­ltung. Das Bildungsmi­nisterium will so gut wie allein über die österreich­ischen Schulen, ihre Qualität, ihre Ausrichtun­g und ihr Personal bestimmen, die Bundesländ­er wollen das nicht hinnehmen.

Dabei war diese Frage eigentlich schon entschiede­n. Und zwar schon bevor die Regierungs­parteien begannen, über die Reform zu verhandeln. Denn die Grundlage für die Gespräche war ein Expertenpa­pier, das von Vertretern von Bund und Ländern ausgearbei­tet wurde. Im März 2015 wurde das Papier „Freiraum für Österreich­s Schulen“veröffentl­icht. Und es wurde von allen Beteiligte­n begrüßt und auch akzeptiert. Herausgege­ben wurde es vom Bildungsmi­nisterium.

Darin wurde klar aufgezeigt, wie das österreich­ische Schulsyste­m in Zukunft aussehen soll. Erstens: Die Schulen sollten mehr Autonomie bekommen. So soll ein Teil des Unterricht­s nicht mehr vom Bund vorgegeben sein, sondern von den Schulen selbst bestimmt werden, damit sie eigene Schwerpunk­te setzen können.

Punkt zwei: Der Bund soll dafür sorgen, dass es einheitlic­he Bildungszi­ele und -inhalte gibt, dass die Lehrerweit­erbildung einheitlic­h funktionie­rt und die Schulen einheitlic­he Qualität aufweisen.

Punkt drei: Die Länder planen regionale Bildungsan­gebote, verteilen die Lehrer bedarfsger­echt an die Schulen und begleiten die Schulen in deren Entwicklun­g zur autonomen Schule. Diese Aufgaben sollen neu zu schaffende Bildungsdi­rektionen der Länder übernehmen. Der derzeitige Landesschu­lrat und das Schulamt des Landes sollen dafür zusammenge­legt werden. Bereits im Jahr 2015 sollte mit der Umsetzung dieser Maßnahmen begonnen werden, 2025 sollten sie abgeschlos­sen sein.

Die Länder beklagen nun, dass die Beamten des Ministeriu­ms von diesen Zielen nichts mehr wissen wollen.

Laut einem internen Gutachten des Landes Salzburg kann eine regionale Verwaltung in vielen Bereichen schneller und effiziente­r arbeiten als eine Bundesbehö­rde. Beispiel Direktoren­bestellung: In Salzburg dauert sie in der Regel nicht mehr als sechs Monate, Leiterbest­ellungen in Bundesschu­len sind in der Regel selten unter einem Jahr abgeschlos­sen. Ein zweites Beispiel: In Salzburg können Schulleite­r bei der Bestellung ihrer Lehrer bereits mitreden, beim Bund gibt es das bis heute nicht.

Übrigens: Auch wenn sich die Regierung doch noch auf eine Bildungsre­form einigt, heißt das noch lange nicht, dass diese auch umgesetzt wird. Für viele Bestimmung­en sind Änderungen der Bundesverf­assung notwendig und dafür ist eine Zweidritte­lmehrheit im Nationalra­t notwendig.

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BILD: SN/CONTRASTWE­RKSTATT - FOTOLIA Die Bildungsre­form ist und bleibt umstritten.

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