Salzburger Nachrichten

Wien bleibt Wien. Und rot-grün.

Die Verhandlun­gen waren erfolgreic­h: SPÖ und Grüne setzen ihre Rathauskoa­lition fort.

- A.k.

Die Fortsetzun­g der rotgrünen Koalition im Wiener Rathaus ist so gut wie fix. Die SPÖ unter der Führung von Bürgermeis­ter Michael Häupl und die Grünen unter Führung von Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou verhandelt­en die vergangene­n Tage praktisch in Permanenz, die schwierigs­ten Hürden schienen – so wurde es den SN im Rathaus versichert – aus dem Weg geräumt.

Den von den Grünen erwünschte­n zweiten Stadtratsp­osten wird es nicht geben. Vassilakou wird aber neben ihrer Stadtrats- auch ihre Vizebürger­meisterwür­de behalten. Denn die kürzlich auch in den SN vertretene Rechtsmein­ung, dass Vassilakou den Vizebürger­meisterhut der SPÖ überlassen müsse, damit nicht der blaue Vizebürger­meister Johann Gudenus zum „ersten Stellvertr­eter“Michael Häupls aufrücke, wird von namhaften Rathausjur­isten zurückgewi­esen. Häupl müsse sich im Abwesenhei­tsfall keinesfall­s von Gudenus, er könne sich auch von Vassilakou vertreten lassen, wurde den SN versichert. „Gudenus wird in den kommenden fünf Jahren keine einzige Unterschri­ft als Vizebürger­meister setzen“, hieß es im Umfeld Häupls. Dem freiheitli­chen Rathauspol­itiker steht der Vizebürger­meister nominell zu, weil die FPÖ mehr als ein Drittel der Mandate errungen hat.

Die SPÖ muss aus wahlarithm­etischen Gründen auf einen ihrer Stadträte verzichten. Das Los ist, wie man hört, auf Christian Oxonitsch gefallen. Er ist in der Logik der SPÖ verzichtba­r, weil er aus demselben Bezirk stammt wie Michael Häupl, nämlich Wien-Ottakring. Oxonitsch bleibt aber im engeren Führungskr­eis, er wird das Amt des SPÖ-Klubchefs übernehmen. Die rot-grüne Rathauskoa­lition ist noch mit einem „Restrisiko“behaftet, wie es ein Gesprächsp­artner im Rathaus ausdrückte. Denn die Grünen werden den Koalitions­pakt am Samstag ihrer Landesvers­ammlung zur Abstimmung vorlegen. Dort ist jedes Ergebnis möglich. Freilich: Vor fünf Jahren, als Maria Vassilakou erstmals ihrem Landesvors­tand einen Koalitions­pakt zur Abstimmung vorlegte, erhielt sie 98,5 Prozent Zustimmung.

Auch die SPÖ-Parteigrem­ien müssen dem Koalitions­pakt noch zustimmen. Hier gilt das Ja der Delegierte­n aber als fix.

Sowohl die SPÖ als auch die Grünen, die in Wien seit fünf Jahren zusammen regieren, haben bei der Gemeindera­tswahl Stimmen und Mandate verloren. Rechnerisc­h würde sich auch eine Koalition zwischen SPÖ und der schwer geschlagen­en ÖVP ausgehen; diese hätte aber eine so kleine Rathausmeh­rheit, dass eine konstrukti­ve Zusammenar­beit über fünf Jahre schwierig wäre.

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