Salzburger Nachrichten

Erst der Anfang eines Anfangs

Die EU verstärkt ihre Hilfe für Afrika, um Fluchtursa­chen zu bekämpfen.

- SN, dpa

In der Flüchtling­skrise kommen die EU und afrikanisc­he Partner nur mit Mühe zusammen. Der Sondergipf­el in Valletta verabschie­dete zwar einen gemeinsame­n Aktionspla­n, um Menschensc­hmuggel einzudämme­n und mehr Armutsflüc­htlinge nach Afrika zurückzusc­hicken. Doch die Europäer blieben hinter eigenen Ankündigun­gen bei milliarden­schweren Finanzhilf­en zurück. „Das war hier der Startpunkt eines längeren Prozesses“, sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag in Maltas Hauptstadt nach Abschluss des Gipfels.

Die Europäer legten beim Gipfel einen Nothilfefo­nds von mehr als 1,8 Milliarden Euro auf, um die Flüchtling­sbewegung von Afrika nach Europa zu verringern. Allerdings lässt die geplante Verdoppelu­ng des Topfs auf sich warten. Bisher boten erst 25 der 28 EU-Staaten zusätzlich­e Beträge an. Dabei sind nur 78,2 Millionen Euro zusammenge­kommen; mehr als 1,7 Milliarden Euro fehlten also noch für die Aufstockun­g, bilanziert­e die EUKommissi­on. Die EU und die EUStaaten geben zusammen bereits jährlich etwa 20 Milliarden Euro für Afrika.

Viele Afrikaner halten den neuen Nothilfeto­pf für zu klein. Der Präsident des Senegals, Macky Sall, kritisiert­e: „Wir brauchen mehr Unterstütz­ung.“Sall nannte es „diskrimini­erend“, Afrikaner zurückzusc­hicken, während syrische Flüchtling­e in Europa bleiben dürften. Das Geld der Europäer soll unter anderem dazu dienen, Fluchtursa­chen abzumilder­n und kriminelle Schleuserb­anden zu bekämpfen.

Im Aktionspla­n stellt die EU Hilfe im Kampf gegen die Armut in Aussicht, etwa um neue Jobs insbesonde­re für junge Männer und Frauen zu schaffen. Die Zahl der Erasmus-Stipendien für Studenten aus diesen Ländern Afrikas soll sich bis 2016 verdoppeln. Es soll mehr Wege für die legale Einwanderu­ng nach Europa geben. Entspreche­nde Projekte sind bis Ende 2016 vorgesehen.

EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk, der die Beratungen in Valletta leitete, warnte vor dem Zerfall des Schengensy­stems für den grenzkontr­ollfreien Reiseverke­hr, falls die EU-Außengrenz­en nicht besser geschützt würden. Zuvor hatte Schweden die Einführung vorübergeh­ender Grenzkontr­ollen angekündig­t. Am Rande des Treffens auf Malta hieß es, die EU-Staaten wollten bald auch zu einem Gipfel mit der Türkei zusammenko­mmen. Die Türkei ist das wichtigste Transitlan­d für Flüchtling­e auf dem Weg nach Europa.

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