Afrikas Herrscher sind oft die stärkste Fluchtursache
Man müsse die Fluchtursachen beseitigen, heißt es allenthalben, um die Völkerwanderung zu begrenzen. Also bewaffnete Konflikte beenden, krasse Armut lindern, Umweltzerstörung stoppen. Man müsse die Fluchtursachen bekämpfen, das klingt so plausibel; es ist aber so schwierig und keinesfalls kurzfristig erfolgreich.
Zu spät kümmert sich Europa jetzt um die fluchtfördernden Zustände auf dem Nachbarkontinent Afrika. Zu wenig wendet die EU auch jetzt dagegen auf. Soll dieser Einsatz wirklich wirken, müssten die Interessen der Staaten in Nord und Süd miteinander in Einklang gebracht werden.
Europas Interesse scheint zu sein, Profit in Afrika zu machen und den Zustrom von Afrikanern zu begrenzen. Beides passt nicht zusammen. Die Europäer werfen hochsubventionierte Agrarerzeugnisse auf lokale Märkte in Afrika und ruinieren so die Einkommenschancen von Kleinbauern. Europäische Unternehmen kaufen für billiges Geld Waren afrikanischer Hersteller, die davon kaum leben können und abwandern.
Fluchtursachen bekämpfen, ja – aber was tun gegen Regime in Afrika, die selbst die stärkste Fluchtursache sind durch schlechtes Regieren? Keine Entwicklungshilfe hilft, solange etwa in Eritrea eine brutale Militärdiktatur regiert und die jungen Menschen in die Flucht treibt. Solche Willkür-Herrscher nützen die Fluchtwelle gern als Ventil, um den Druck von Protest und Opposition zu verringern.