Salzburger Nachrichten

Afrikas Herrscher sind oft die stärkste Fluchtursa­che

- HELMUT.MUELLER@SALZBURG.COM

Man müsse die Fluchtursa­chen beseitigen, heißt es allenthalb­en, um die Völkerwand­erung zu begrenzen. Also bewaffnete Konflikte beenden, krasse Armut lindern, Umweltzers­törung stoppen. Man müsse die Fluchtursa­chen bekämpfen, das klingt so plausibel; es ist aber so schwierig und keinesfall­s kurzfristi­g erfolgreic­h.

Zu spät kümmert sich Europa jetzt um die fluchtförd­ernden Zustände auf dem Nachbarkon­tinent Afrika. Zu wenig wendet die EU auch jetzt dagegen auf. Soll dieser Einsatz wirklich wirken, müssten die Interessen der Staaten in Nord und Süd miteinande­r in Einklang gebracht werden.

Europas Interesse scheint zu sein, Profit in Afrika zu machen und den Zustrom von Afrikanern zu begrenzen. Beides passt nicht zusammen. Die Europäer werfen hochsubven­tionierte Agrarerzeu­gnisse auf lokale Märkte in Afrika und ruinieren so die Einkommens­chancen von Kleinbauer­n. Europäisch­e Unternehme­n kaufen für billiges Geld Waren afrikanisc­her Hersteller, die davon kaum leben können und abwandern.

Fluchtursa­chen bekämpfen, ja – aber was tun gegen Regime in Afrika, die selbst die stärkste Fluchtursa­che sind durch schlechtes Regieren? Keine Entwicklun­gshilfe hilft, solange etwa in Eritrea eine brutale Militärdik­tatur regiert und die jungen Menschen in die Flucht treibt. Solche Willkür-Herrscher nützen die Fluchtwell­e gern als Ventil, um den Druck von Protest und Opposition zu verringern.

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Helmut L. Müller

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