Die Tage, als Salzburg zu tanzen begann
Symposium auf der Spur populärer Musikkulturen in den ersten Jahrzehnten nach 1945.
3000 Platten aus ehemaligem US-Besitz liegen in der Bibliothek der Universität Mozarteum. Zu hören sind darauf Musikstücke – nach Themen geordnet –, die Material für Radiosendungen waren, vielleicht für Radio Rot-Weiß-Rot, einen von US-Behörden kontrollierten Radiosender im besetzten Nachkriegsösterreich, eine „Voice of America“, die ins Land strahlte. Und damit waren die Platten durchaus von Bedeutung für die Entwicklung einer zeitgenössischen Musikszene im Salzburg der Nachkriegszeit. Der Entwicklung dieser Szene in den ersten beiden Jahrzehnten nach 1945 widmet sich „Those Were The Days“, ein zweitägiges Symposium der Universität Mozarteum.
Salzburgs Musikgeschichte ist gut erschlossen. Jedenfalls zum größten Teil. „Wir haben uns die Lücken in dieser Geschichte gesucht“, sagt Thomas Hochradner. Er leitet das Department für Musikwissenschaft am Mozarteum. Beim dortigen Arbeitsschwerpunkt „Salzburger Musikgeschichte“wurde das Symposium erarbeitet.
Eine dieser Lücken in der regionalen Musikgeschichte ist die Entwicklung „populärer Musikkulturen“in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Es geht dabei nicht nur um Jazz, Rock und Pop.
Beleuchtet werden auch Volksmusik, Blasmusik, Operette, Schlager und das Geschehen bei Tanzveranstaltungen. In der Beschäftigung mit dem Thema sei klar geworden, dass es zwischen den Genres „Wechselwirkung und Schnittstellen“gegeben habe. Sehr oft bildeten Tanzflächen beim Fünfuhrtee in Cafés diese Schnittstelle.
Durchaus „überraschende Erkenntnis“im Vorfeld des Symposiums sei, dass es „unglaubliche Vielfalt an Clubs und Veranstaltungslokalen“gegeben habe. Hier profitierte Salzburg davon, dass man Zentrum der US-Besatzung war. Die USArmee schleuste zur Unterhaltung der eigenen Soldaten Größen der Szene durch. Freilich waren dann auch Einheimische im Publikum, denen Jazz und Rock zur Inspiration wurden. „Manche dieser Kulturen knüpften an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg an, andere an die amerikanische Besatzungszeit“, sagt Hochradner. Erhalten davon ist allerdings hauptsächlich die Erinnerung. Berichterstattung in Massenmedien gab es kaum. Auch Einspielungen existieren so gut wie nicht. Nun bestehe in gewisser Weise die letzte Gelegenheit, eine Generation zu befragen, sagt Hochradner. Es gehe darum, „Erinnerung zu systematisieren“, wie das auf diesem Gebiet regionaler Musikgeschichte nicht erfolgt sei.
Symposium: