Salzburger Nachrichten

„Die Trapp Familie“: Melodram mit viel Zucker

- Lena

Es war einmal eine kinderreic­he, sangesfreu­dige Familie, immerzu gekleidet in Dirndln und Lederhosen und mit sonnigem Gemüt: Die Trapp-Familie muss dank „The Sound of Music“vor allem in den USA nicht mehr vorgestell­t werden. Nun kommt „Die Trapp Familie – Ein Leben für die Musik“, das zum Teil rund um Salzburg gedreht wurde, ins Kino. Diesmal steht nicht Maria im Zentrum, das singende Kindermädc­hen, das die Herzen der verwaisten Kinder und des verwitwete­n Barons Georg von Trapp erobert, sondern die kleine Agathe von Trapp, auf deren Memoiren der Film lose beruht.

Regie führte der niederländ­ische TV-Regisseur Ben Verbong, und entspreche­nd ist das Ergebnis: Zeitgeschi­chte mit der Glaubwürdi­gkeit einer schwäbisch­en Selchwurst­reklame, ein schmierige­s Melodram durchsetzt von zuckerigem Gesinge und Christbaum­geschmücke, dessen sich im Jahr 2015 noch das ideenloses­te Tourismusb­üro genieren würde. Eingebette­t in eine Rahmenhand­lung um eine widerspens­tige Trapp-Urenkelin blättert Verbong ein alteuropäi­sches Panorama auf, umrahmt von Tannenzwei­glein und Klöppelspi­tze: Kinderauge­n strahlen mit den Vanillekip­ferln um die Wette. Eliza Bennett spielt die widerspens­tige Agathe, Yvonne Catterfeld ihre warmherzig­e Stiefmutte­r, Matthew MacFadyen den sorgenvoll­en Baron von Trapp, und Johannes Nussbaum den blond-sympathisc­hen Widerständ­ler. Jegliche Brisanz erstickt im Keim, obwohl erkennbar eine Neuerzählu­ng der Geschichte versucht wurde – hier spielt etwa die weltberühm­te Sopranisti­n Lotte Lehmann (Annette Dasch) eine Rolle, die die junge Agathe singen hört und dann für die Familie einen ersten Auftritt bei den Salzburger Festspiele­n einfädelt.

Eine glaubwürdi­ge Aufarbeitu­ng der Geschichte scheitert aber auch an der Mitarbeit der Familie selbst. Die aktuelle Verfilmung ist jedenfalls ein liebloser Fernsehfil­m in Überlänge geworden.

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