Chefinnen geht es schlechter
Jede vierte österreichische Führungskraft hat Probleme mit der Gesundheit. Warum trifft es Managerinnen noch öfter?
WIEN. Zu viel Stress, zu wenig Bewegung: Diese Kombination macht heimische Manager zunehmend krank. Mehr als ein Viertel hat gesundheitliche Probleme, zeigt eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF). Fast jedem Fünften der 250 Befragten geht es heute gesundheitlich schlechter als noch vor zwei Jahren.
Ob Herz-Kreislauf-Probleme oder Stoffwechselerkrankungen: „Alle Belastungsparameter haben zugenommen, die psychischen Probleme aber deutlich“, erklärt Studienautor Felix Josef von Triconsult. Stress belastet dabei die Mehrheit. Jeder Zweite gibt offen zu, sich zu wenig zu bewegen. Ein Drittel klagt über Gewichtsprobleme.
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist dabei beträchtlich: Männer fühlen sich weitaus gesünder als ihre Kolleginnen. 24 Prozent der Männer, aber 40 Prozent der Frauen geben an, unter Gesundheitsproblemen zu leiden. Wie erklärt sich der Unterschied? „Managerinnen müssen oft Job und Kind unter einen Hut bringen und sind so stärkeren Belastungen ausgesetzt“, sagt WdF-Bundesvorsitzender Gerhard Zeiner. Studienautor Josef sieht noch einen weiteren Grund: Der Anteil an Frauen in Führungspositionen nehme zu, sie seien somit öfter in einem früheren Stadium des Karrierewegs – müssten sich also noch beweisen. „Sie sind jünger und engagierter im Sinne der Selbstausbeutung.“Männliche Führungskräfte betreiben laut der Studie auch mehr Sport als Frauen. Wandern und Skitouren sind dabei mit 51 Prozent am beliebtesten, gefolgt von Skifahren und Joggen. Golf spielt lediglich jeder fünfte, Fußball nur jeder zwanzigste Chef.
Die Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden schafft nur ein Viertel. Das Bewusstsein, dass weniger Hektik und mehr Vorsorgemaßnahmen gut wären, steigt aber. Zeiner, selbst Manager bei SAP, rät seinen Kollegen, bewusst Zeit für Gesundheitsvorsorge und Fitness einzuplanen. „Das ist nicht nur eine Frage der Verantwortung für die eigene Person, sondern auch für den unternehmerischen Erfolg essenziell.“Er selbst verlässt zwei Mal pro Woche gegen 17 Uhr das Büro, demonstrativ in Laufkleidung. Die Termine stehen im Kalender. „Eine Führungskraft hat Vorbildwirkung. Wenn sie jeden Tag bis 20 Uhr im Büro sitzt, obwohl sie schon in den Seilen hängt, überträgt sich das auch auf die Mitarbeiter.“