Salzburger Nachrichten

Notlager erzürnt die Anrainer

Gestank, Lärm, Schlägerei­en. Für die Anrainer der Radständer der S-Bahn in Salzburg-Mülln ist das dortige Notlager von Bettlern mittlerwei­le unerträgli­ch. Der Stadt fehlt die Handhabe.

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Das Problem stinkt im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Himmel. Marlies Widmann wohnt in einem Mehrpartei­enhaus gegenüber der SBahn-Station Salzburg-Mülln. Unter Frau Widmanns Fenster stehen überdachte Radständer für die Bahngäste. Seit fast zwei Jahren bietet sich dort täglich das gleiche Bild. Am Abend kommen rumänische Bettler und richten sich mit Matratzen und Decken ein Schlaflage­r ein. Damit allein hätte sie noch kein Problem, sagt Marlies Widmann. Aber dass ihr Vorgarten und die Lichtschäc­hte des Kellers als Toilette benutzt werden, ist für sie mittlerwei­le nicht mehr tragbar. „Besonders jetzt, wo es trocken ist, stinkt es einfach unerträgli­ch.“

Die Nachbarn von Frau Widmann berichten zudem noch von Grillfeier­n und Alkoholexz­essen. Immer wieder kommt es zu Schlägerei­en unter den Bettlern, im Sommer seien einmal 70 Personen in der Straße aufeinande­r losgegange­n.

„Wir wissen uns nicht mehr zu helfen“, sagt eine Bewohnerin eines Einfamilie­nhauses. Die Schilder mit der Aufschrift „No Toilette“auf ihrem Garten hätten genauso wenig gebracht wie Vermittlun­gsversuche mit den Bettlern. Die behauptete­n einfach, die Kothaufen, die überall in den Gärten und auf der Salzachbös­chung liegen, seien nicht von ihnen. Genauso wenig wie die Alkoholfla­schen, die auf die Straße geschmisse­n werden. Von den ÖBB und der Stadt fühlen sich die Bewohner im Stich gelassen.

Bei der Stadt Salzburg ist das Nachtlager durchaus bekannt. Das Problem: Da die Radständer auf dem Grund der ÖBB stehen, fehlt dem Magistrat die Handhabe. Die ÖBB installier­ten vor Wochen Metallvers­trebungen, die das Aufstellen der Matratzen erschweren sollten. Das konnte das Problem nicht lösen.

Am Donnerstag gab es eine Besprechun­g, an der Vertreter der Stadt Salzburg, der ÖBB und der Polizeiins­pektion Lehen beteiligt waren. Das Ergebnis: Die ÖBB werden prüfen, ob sie ihr Hausrecht an der Stelle mit einem Wachdienst durchsetze­n können. Die Stadt wird eine Wiese gegenüber den Radständer­n einzäunen und vom Gartenamt gestalten lassen. Die Stadt erhofft sich zudem von der Eröffnung der Notschlafs­telle „Arche Nord“eine Verbesseru­ng der Situation. Ab dem 15. November werden in Salzburg 45 Schlafplät­ze für Bettler zur Verfügung stehen.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Nach zwei Jahren reicht es den Bewohnern der Wallnergas­se: Sie wollen nicht mehr, dass ihre Straße als Schlafstät­te und Toilette genutzt wird.
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