Zäuneknirschen in der Zaunweh-Regierung
An der Zaunkapfelkoalition nagt der Zaun der Zeit. Wie die zäunefletschende Zaunfee versuchte, der SPÖ lange Zäune zu machen.
Der nebenstehende Vorspann ist falsch. Richtig ist: An der Regierung nagt der Zaun derzeit. In der Koalition herrscht Heulen und Zäuneklappern, und weil das Ganze nicht im Rachenraum, sondern im Schengenraum passiert, natürlich auch Schengen und Würgen. Die Innenministerin zeigte dem Koalitionspartner und dem zuständigen EU-Kommissar zuletzt die Zäune, mühte sich in den blockierten Grenzschutzstreitereien, den Roten auf den Zaun zu fühlen, und drängte, einen Zaun zuzulegen.
Koalitionäres Zäuneklappern gehörte in den letzten Wochen zum Geschäft. Der koalitionäre Zaunkapfel blieb am Freitag am mehr oder weniger zaunlosen Spielfeld. Man einigte sich offenbar auf eine politische Zaunprothese aus festsitzendem und abnehmbarem Zaunersatz. Die SPÖ hatte sich maximal zur Errichtung von temporären Zäunen, sogenannten Milchzäunen, bereit erklärt. Nun soll es bleibende Zäune auf 3,7 Kilometern und die Vorbereitung für Zaunimplantate auf 25 Kilometern geben – dafür sind vorbereitend sogenannte Zaunwurzelbehandlungen notwendig. Bis es im Notfall zur Einsetzung der künstlichen Zäune kommt, sollen die 25 Kilometer als Zaunambulatorium geführt werden. Es werden also entlang des wunden Zaunfleisches ambulant Patrouillen unterwegs sein. Die SPÖ besteht auf sofortige Zaunextraktion, sollte einmal kein akuter Flüchtlingsandrang den Behörden Zaunschmerzen bescheren. Die ÖVP kritisiert den dadurch drohenden Verlust gesunder Zaunsubstanz.
Ob angesichts der nun statt der geplanten strahlend-blitzenden Zaunreihe übriggebliebenen Zaunstummel der blau-gelbe Zaunkönig Erwin Pröll der zäunefletschenden Zaunfee Hanni, dem „steilen Zaun“aus der Herrengasse, den Ehrendoktor der gesamten Zaunheilkunde verleihen wird, ist nicht mehr sicher – andererseits, wofür hat man eine akademisch erst langsam zu zaunen beginnende Uni mit Dissertationsrecht? Da der für militärische Zaunpflege abkommandierte Minister Klug in den Verhandlungen um die koalitionsinterne Zaunregulierung nicht mehr länger die Zäune zusammenbeißen will und sich immer mehr als auf dem Zaunfleisch kriechender Zaunstocher fühlt, plant die SPÖ künftig Doris Bures in die politische Zaunlücke zu schicken – schließlich ist sie gelernte Zaunarzthelferin.
Der blaue Zauntechniker HC und die kleinformatige „Zaunkrone“, die ganz Österreich mit tadellosen Zaunreihen umschließen wollten, zaunen einstweilen zaunlos ins Leere.
Leider gibt’s keine Kasse, die die teure Zaunbehandlung zahlt. Es bleibt am Steuerzahler hängen. Dies, obwohl die zuletzt gezeigten zauntechnischen Leistungen der Koalition keinen Cent wert sind – aber diese ist ohnehin so bedient, dass ihr bald kein Zaun mehr wehtut.
HELMUT.SCHLIESSELBERGER@SALZBURG.COM