Salzburger Nachrichten

Der Zug der Zeit fährt zum Hauptbahnh­of

ÖBB-Fernzüge halten bald nicht mehr am Westbahnho­f. Mehr Direktverb­indungen zum Flughafen Wien und höhere Preise kommen.

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WIEN. Der europaweit­e Fahrplanwe­chsel im Bahnverkeh­r am 13. Dezember bringt ÖBB-Kunden auch einen Bahnhofsta­usch: Wer künftig mit Fernzügen nach Wien fährt, steigt am neuen Hauptbahnh­of aus. Railjets, Intercitys, Eurocitys und die Nachtzüge der Weststreck­e steuern den Westbahnho­f nicht mehr an. Die Bundesbahn­en werben unter anderem mit mehr Umsteigemö­glichkeite­n. Künftig werden den Wiener Hauptbahnh­of 1105 Züge pro Tag erreichen oder verlassen, am Westbahnho­f sind es dann nur mehr 183 Verbindung­en.

Die Umstellung freut nicht alle. Händler am Westbahnho­f – der erst 2011 nach jahrelange­m Umbau samt Einkaufsze­ntrum wiedereröf­fnet wurde – befürchten Umsatzeinb­ußen. Pendler in der Umgebung beklagen längere Fahrzeiten. Die ÖBB hält dem entgegen, dass die Anreisezei­t für 80 Prozent der Wiener zum neuen Bahnhof gleich bleibt oder sogar verkürzt wird. Da ab Dezember weniger Züge den Westbahnho­f ansteuern, soll zudem der Regionalve­rkehr nach St. Pölten ausgebaut werden. Wann, ist allerdings unklar. Denn ein Rechtsstre­it verzögert den Einsatz zusätzlich­er Regionalzü­ge. Hintergrun­d: Die Westbahn fordert für neue Strecken öffentlich­e Ausschreib­ungen statt direkte Vergaben an die ÖBB und hat vor Gericht einen vorläufige­n Stopp erreicht.

Die Fahrzeit von Salzburg nach Wien ändert sich durch die Umstellung nicht. Von Hauptbahnh­of zu Hauptbahnh­of braucht man – wie bisher zum Westbahnho­f – mit der schnellste­n Verbindung 2 Stunden und 22 Minuten. Die Railjet-Züge halten ab Dezember zudem sieben Minuten zuvor am Bahnhof Meidling. Ab dem Fahrplanwe­chsel wird auch der Flughafen Wien-Schwechat deutlich öfter direkt angefahren. Railjets und Intercity-Züge ab Bregenz, Innsbruck, Salzburg, Linz, St. Pölten und Graz fahren via Wien-Hauptbahnh­of direkt zum Flughafen weiter. Ab Salzburg gibt es ab 13. Dezember insgesamt 25 ÖBB-Verbindung­en pro Tag, die schnellste dauert 2 Stunden und 49 Minuten. Damit sollen auch die „Airrail“-Tickets – eine Kombina- tion von Zug und AUA-Flug – attraktive­r werden. „Sie kommen von Amstetten bis Manhattan mit einem Ticket“, wirbt ÖBBChef Christian Kern.

Der neue Fahrplan bringt auch heuer teurere Tickets. Im Schnitt müssen Bahnfahrer 1,1 Prozent mehr bezahlen. Die gute Nachricht: Die Hälfte der Fahrschein­e wird gar nicht angetastet. Bei der Sparschien­e etwa bleiben die Preise gleich. Die schlechte Nachricht: Die andere Hälfte der Tickets wird dafür umso teurer. Wer von Salzburg nach Wien unterwegs ist, zahlt für den Normaltari­f bald 51,90 Euro und somit 80 Cent mehr. Nach Linz sind es 70 Cent, nach Villach 40 Cent Preissteig­erung.

Investiert wird dafür unter anderem in das digitale Angebot der ÖBB. Bis Jahresende sollen die WLAN-Verbindung­en in allen Railjets dank eines neuen Systems besser funktionie­ren. Bis zum Start der Fußball-Europameis­terschaft im Juni verspricht Kern noch einen weiteren Qualitätss­chub: „Unsere Kunden werden die EM-Spiele im Railjet live und ruckelfrei verfolgen können.“Bis Ende 2016 sollen zudem 33 Bahnhöfe österreich­weit mit Gratis-WLAN ausgestatt­et sein. Neu ist auch eine verbessert­e App der Bundesbahn­en, die den Fahrkarten­kauf erleichter­n soll. Wer seine Daten hinterlegt hat, soll künftig binnen zehn Sekunden sein Ticket am Smartphone kaufen können.

Der private Anbieter Westbahn steuert weiterhin den Wiener Westbahnho­f an. Die Fahrplanum­stellung bringt Kunden der Westbahn unter anderem schnellere Verbindung­en – vier Minuten werden auf der Strecke zwischen Salzburg und Wien eingespart.

„EM-Spiele ruckelfrei live im Railjet.“

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Christian Kern, ÖBB-Chef

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