Auf Ski schaut niemand alt aus
Die Universität Salzburg hat nun bewiesen: Wer mit 70 oder 80 Jahren noch regelmäßig Ski fährt, kann seine körperliche Verfassung gegenüber Altersgenossen sogar noch verbessern.
Teilnehmer als Glücksfall. Denn eine Gruppe der Probanden blieb die vergangenen sechs Winter zusammen und traf sich regelmäßig zwei bis drei Mal pro Woche auf der Piste. Durch psychologische Tests konnte unter den anderen Teilnehmern eine zweite Gruppe ermittelt werden, die zwar nicht oder kaum mehr auf Ski unterwegs war, aber insgesamt einen „aktiven Lebensstil“pflegte. Der Lebenswandel des dritten Drittels entsprach wiederum dem traditionellen Bild, wie sich 70- bis 80-Jährige in ihrem Alltag bewegen. Der körperliche Zustand dieser „Inaktiven“baute in diesem Zeitraum deutlich ab, die anderen konnten ihr Niveau halten.
Auch wenn die Studie erst nächstes Jahr in ihrem vollen Umfang veröffentlicht wird, zeigen die Auswertungen klar: Es gibt kein Alterslimit für den Skisport. „Alle Vorbehalte, die trotz unseres Gegenbeweises immer wiederkehrten, etwa, dass Pistenskilauf das Herz-KreislaufSystem und die Sehnen von älteren Menschen zu stark belasten würde, haben sich bei nun sechs Jahre älteren Teilnehmern abermals als haltlos erwiesen“, sagt Müller. Der Altersschnitt der Teilnehmer lag nun bei 74 Jahren.
Wir hören nicht auf, weil wir alt werden, sondern wir werden alt, weil wir aufhören. Diese Grundthese lässt sich auf den Verlauf der Herz-Kreislauf-Werte anwenden. Kein Zufall, weiß Sportwissenschafter Müller. „Wir haben die Herzfrequenz bei Abfahrten ausgewertet. Das Bild stimmte perfekt mit einem typischen Intervalltraining überein“, erklärt er. Bei der Maximalkraft der Beine lässt sich wenig herauslesen, da fällt nur der rasche Abfall bei den Inaktiven ins Auge. Doch bei der Schnellkraft konnten die Skiläufer ihre Werte im Vergleich zu den Ergebnissen von vor sechs Jahren sogar noch verbessern. Ein außergewöhnliches Ergebnis.
Skifahren erweist sich als ideales, für alle Altersschichten individuell steuerbares Herz-Kreislauf-Training und als wertvoll für Koordination und Gleichgewichtssinn.
„Die Kraft- und Kraftausdauerkomponente ist auch eine ideale Osteoporose- und Sarkopenieprävention“, führt Müller ins Treffen. Die Sarkopenie bezeichnet den mit fortschreitendem Alter zunehmenden Muskelabbau und die damit einhergehenden funktionellen Einschränkungen des älteren Menschen. Beim Skifahren wird speziell auch die Rückenmuskulatur gestärkt. Bei der ursprünglichen Arbeit wurde vom Forscherteam erstmals belegt, dass sich Skilauf sowohl auf langsam, als auch schnell zuckende Muskeln positiv auswirkt.
Wie gesund der Skisport im Alter sein kann, zeigt die Analyse des „allgemeinen Gesundheitszustands“besonders deutlich. Die Inaktiven waren in der Folgestudie signifikant ungesünder, die Aktiven hielten ihren Level weitestgehend, die Skifahrer wurden sogar gesünder.
Noch markanter sind die Unterschiede bei den kognitiven Fähigkeiten. Da hielten alle aktiven Oldies ihren Level, während die inaktiven rasant an Leistungsfähigkeit einbüßten. In den USA wurde vor wenigen Jahren Schrittgeschwindigkeit und Mortalität in Verhältnis gesetzt. Ergebnis: Wer mit 4,9 km/h unterwegs ist, ist dem Sensenmann immer einen Schritt voraus.
In der ersten Studienauflage war ein Kapitel auch der positiven mentalen Wirkung des Skifahrens auf den Menschen gewidmet. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer zwar umso müder waren, je länger der Skitag dauerte. Aber die hochaktiven Senioren waren auch kontaktfreudiger und glücklicher als die anderen.
Wer die Pistensenioren am Kitzsteinhorn nach schneidigen Skistunden erlebt hat, braucht keine wissenschaftliche Auswertung, um zu sehen: Nach dem ersten Skitag der Saison war die Welt auch jenseits der 74 voll in Ordnung.