Onisiwo hat den Zenit noch gar nicht erreicht
Von der vierten Liga ins Nationalteam in nur drei Jahren: In Salzburg kratzte das fast schon gescheiterte Talent die Kurve.
ALICANTE. Ein Neuling, und doch nicht für alle ein Unbekannter war Karim Onisiwo, als er dieser Tage mit dem österreichischen Nationalteam zum Trainingslager nach Südspanien reiste. David Alaba war beispielsweise im Nachwuchs von Austria Wien ein Mannschaftskollege von ihm. Doch während dieser den direkten Weg in die große Fußballwelt nahm, drohte Onisiwos Karriere trotz seines enormen Talents noch vor wenigen Jahren in den Unterklassen zu versanden. Am Dienstag könnte der 23-Jährige im Test gegen die Schweiz sogar sein Länderspieldebüt geben.
Nachdem der gebürtige Wiener bereits eine bewegte Transferhistorie in seiner Heimatstadt hinter sich hatte, landete er 2011 beim TSV Neumarkt in der Regionalliga West. Trotz starker Auftritte fand sich der damals 19 Jahre alte Stürmer aus disziplinären Gründen immer wieder auch auf der Ersatzbank. Wegen dieser Launenhaftigkeit endete das Engagement auch schon nach einem halben Jahr. Ein Transfer zum VfL Bochum kam trotz eines Probetrainings im Ruhrpott nicht zustande. Am letzten Transfertag griff der SV Straßwalchen, ein Mittelständler aus der viertklassigen Salzburger Liga, zu. Auch dort musste sich Onisiwo mit der zeitweiligen Reservistenrolle zufriedengeben.
Aufwärts ging es, als Trainer Thomas Hofer den Rohdiamanten zu Austria Salzburg in die Regionalliga lotste: „Mit seinem Körper und seiner Schnelligkeit hatte er beste Voraussetzungen“, erinnert er sich. Auch für weiter oben, weshalb ihn der Sprung seines Ex-Schützlings nur bedingt überrascht: „Er hat sich fußballerisch noch weiterentwickelt. Ich freue mich sehr für ihn und wünsche ihm, dass er noch nicht am Ende seiner Entwicklung steht.“
Mit dem angeblich „schwierigen Typen“Onisiwo konnte Hofer ebenso umgehen („Man musste ihn manchmal anstoßen.“) wie sein Nachfolger bei Austria Salzburg, Miroslav Polak: „Er ist charakterlich ein guter Junge.“Nur gelegentlich sei „ein ernstes Wort“notwendig gewesen. „Ich habe gehofft, dass Karim seinen Weg macht. Dass er sich so toll entwickelt, freut mich sehr“, sagt Polak. Mit seinem nächsten Club Mattersburg stieg Onisiwo 2015 in die Bundesliga auf. Auch Polak traut ihm noch viel zu: „Er darf nur nicht stehen bleiben.“Austria-Sportchef Gerhard Stöger fühlt sich „ein bisschen stolz“und ist überzeugt: „Die zwei Jahre bei uns haben ihm sehr gutgetan.“
Im Camp in Alicante beschrieb Karim Onisiwo seinen hindernisreichen Weg nach oben so: „Ich bin ein bisschen ein Spätstarter. Aber ich bin sehr froh, dass ich so eine Entwicklung genommen habe und der Teamchef das auch registriert hat.“Taktisch müsse er einiges nachholen, aber die Kollegen würden ihm sehr helfen. Als persönlicher „Pate“seiner angenommen hat sich der einstige Kamerad Alaba aus der Austria-Jugend: „David hat mich gut herangeführt.“