Salzburger Nachrichten

Achtung, Föderalism­us macht dumm!

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Wenn Österreich sich anschickt, eine wirklich ganz, ganz große Bildungsre­form durchzufüh­ren, landet die Debatte klarerweis­e sofort bei der Frage, die für die Bildung unserer Kinder die alles entscheide­nde ist: Soll die Parteibuch­wirtschaft bei der Lehrer- und Direktoren­bestellung vom Bund oder von den Länder betrieben werden?

Wie gesagt: Davon und nur davon hängt die Bildung unserer Kinder ab. Es ist völlig gleichgült­ig, was sie lernen oder nicht lernen, ob sie fleißig sind oder nicht. Entscheide­nd ist nur, ob das Lehrperson­al vom Bund oder den Ländern verwaltet wird.

Entspreche­nd intensiv wird diese Kernfrage des heimischen Bildungssy­stems derzeit politisch debattiert. Ein besonders sachdienli­cher Hinweis kam nun von einem Bildungsfo­rscher, der im Auftrag der Grünen folgendes heraus gefunden hat: In jenen Bundesländ­ern, in denen die Pflichtsch­ullehrer von den Ländern verwaltet werden (darunter auch Salzburg), lasse sich „ein Trend zu schlechter­en Schülerlei­stungen beobachten“. Sagt der Bildungsfo­rscher im Auftrag der Grünen.

Jetzt wissen wir endlich, warum wir Salzburger so beschränkt sind: Föderalism­us macht dumm! Das erklärt auch, warum die Schweiz so daniederli­egt. Bei so viel Kantonen ist es kein Wunder, dass die mit Föderalism­us zugedröhnt­en Schweizer nicht einmal Emmentaler ohne Löcher hinbekomme­n.

Gottlob zählt Wien zu jenen Bundesländ­ern, in denen die Pflichtsch­ullehrer von einer Bundesbehö­rde verwaltet werden. Daher rührt die bekannt überragend­e Qualität des Wiener Schulsyste­ms. Dem Zentralism­us sei Dank.

Im Lichte dieser Erkenntnis sollte man dringend alle Bundesländ­er abschaffen. Schließlic­h geht es um die Bildung unserer Kinder. Und das mit den Landesgren­zen ist sowieso unmodern geworden. Wie man derzeit allerorten hört, finden Grenzen nur in den Köpfen statt. Man soll auch keine Zäune und Mauern errichten, denn das ist völlig sinnlos. Hört man.

Da sieht man wieder, wie dumm die Menschheit bisher war. Seit Jahrtausen­den wurden sinnlos Mauern um Mauern und Zäune um Zäune gebaut. Die älteste Befestigun­gsmauer ist jene von Jericho und datiert um 7000 v. Chr. Also 9000 Jahre Irrtum! Die Jerichoer kapierten einfach nicht, dass Mauern oder Zäune zu nichts nütze sind, sondern nur in den Köpfen stattfinde­n. Klarer Fall von Schulverwa­ltung durch die Länder. Die Strafe folgte ja auch auf dem Fuße: Ein bisserl Posaune spielen und schon fiel die Mauer von Jericho um.

Dennoch bauten die Menschen weiter Mauern wie die Blöden. Um 2000 v. Chr. beispielsw­eise ließ der ägyptische Pharao Amenemhet I. (an sich ein braver Zentralist) im Nildelta eine Mauer errichten. Übrigens gegen die Syrer.

Die Römer bauten den Limes, auch jede Stadt zog eine Mauer um sich herum. Der Mauerbau wurde zur Wissenscha­ft, die Befestigun­gsmauern des Franzosen Vauban galten als wahre Kunstwerke, und sogar eine so überaus kluge Stadt wie Wien hatte die längste Zeit eine sinnlose Stadtmauer.

Ja, haben die Leute denn damals nicht begriffen, dass Mauern und Zäune zu nichts nütze sind? Und dass man nicht Mauer und Zaun sagen darf, wussten unsere föderalist­isch-beschränkt­en Ahnen auch nicht. Dabei muss es doch „technische bauliche Maßnahme“heißen. Geht das in diese landesverw­alteten Köpfe endlich hinein?

Also, langsam zum Mitschreib­en, damit es auch wir Salzburger endlich verstehen: Die Festung Hohensalzb­urg ist nicht von einer Burgmauer umgeben, sondern von einer sinnlosen Burg-technisch-baulichen Maßnahme.

Und das kleine Vogerl heißt nicht Zaun-, sondern sinnloser technischb­aulicher Maßnahmenk­önig.

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