Hilf dir selbst
Du bist nicht allein. Wer in den vergangenen Tagen auf Lufthansa-Flügen gebucht war, kann ein Lied davon singen. Denn täglich waren Hunderttausende Opfer eines Streiks, dessen gewerkschaftliche Rechtfertigung durch Ufo den meisten Betroffenen höchst außerirdisch vorkam.
Wer also betroffen war und sein „Profil“bei der Buchung hinterlegt hatte, bekam, kurz gefasst, eine Textnachricht oder ein E-Mail mit der Mitteilung „. . . Ihr Flug von A nach B am X. ist gestrichen. Für Umbuchungen verwenden Sie bitte . . .“und einen Link auf die Lufthansa-Homepage. Dort angelangt, gab es für Österreicher drei Telefonnummern, die eines gemeinsam hatten: Mit Wahl der letzten Ziffer signalisierte das Mobiltelefon, ohne auch nur einen Ton angeschlagen zu haben, „Anruf beendet“. Totale Überlastung eines für solche Fälle nicht vorbereiteten Systems (dachten die wirklich nach 13 Pilotenstreiks, es käme nichts Derartiges mehr nach?).
Na gut, probieren wir es mit unserer Austrian. Customer Service Center heißt die Kummernummer jetzt. Nach zwölf Minuten Warteschleife samt Donauwalzer dringe ich durch zu einer sehr freundlichen Tirolerin. Nach einigen weiteren Minuten Problemschilderung und einer Rückfrage der Dame war ich umgebucht – andere Route und sogar auf eine Airline, die weder zur LH-Gruppe noch zur Star Alliance gehört und die nie bestreikt wird. Hinflug gerettet. Um den Rückflug kümmerte sich (wochentags) das Reisebüro, und es gelang eine Umbuchung mit einem Stopover mehr, aber was soll’s.
Gerade noch gutgegangen, Termine erledigt. Nur klar wurde: In einer Situation mit solchen Dimensionen hilfst du dir als Reisender am besten selbst. Irgendwie. Diejenigen, die Alternativen anbieten müssten, waren überfordert. Hunderttausendfach vermutlich. Gut möglich, dass sich das Skigebiet Heiligenblut im Kärntner Mölltal bald auf einer Liste mit so prominenten Destinationen wie Kitzbühel, LechZürs, Zermatt, St. Moritz oder Chamonix wiederfindet. Dort existieren bereits eigene Broschüren, die Skifahrern zeigen, wo sie abseits der Pisten tolle Skirouten und unberührte Hänge vorfinden.
Im östlichsten Gebiet der Alpen ist eine solche Freeride-Mappe namens „Hohe Tauern select“gerade im Entstehen. Was auf dem Papier noch Zukunftsmusik ist, bietet die Natur schon längst.
Die Freeride-Arena lockt mit sechs verschiedenen Sektionen und 25 Quadratkilometern freiem Skiraum. Und selbst am Arlberg muss man Routen erst einmal finden, die fast vier Kilometer lang sind. In Heiligenblut wählt man die Skiroute Kasereck oder Fleisstal und genießt schier endlose, unberührte Hänge. Die hochalpine Lage weit oberhalb der Baumgrenze macht es möglich.
„Ab der Mittelstation auf 1700 Metern kann man im gesamten Gebiet Freeriden. Abseits der präparierten Pisten findet man überall Hänge, wo man lässige Schwünge runterziehen kann“, erzählt Skilehrer Matthias Lackner bei einer Offroad-Tour. Vom höchsten Punkt des Skigebietes, dem Hochfleiss auf 2902 Meter Höhe, kann man beispielsweise bei guter Schneelage 1800 Höhenmeter in einem Stück abfahren. Weiteres Beispiel: die Mauskarscharte. „Abenteuerlustige seilen wir dort von einem steilen Felsen 15 Meter ab“, sagt Matthias, der klarerweise von den Einheimischen nicht Matthias, sondern Hias gerufen wird.
Anschließend geht es den 45 Grad steilen Hang auf den Ski hinunter – natürlich im freien Gelände. Ebenfalls im Skigebiet Heiligenblut befindet sich die steilste Piste Kärntens: der Großglockner Falldown – der Name ist Programm – mit einer Neigung von spektakulären 60 Grad. Und speziell auf Freerider zugeschnitten ist der Freeride-Checkpoint an der Mittelstation: ein Service, das mit ständigen Updates über die Lawinensituation informiert und für Einsteiger mehrere gekennzeichnete und gesicherte Skirouten zur Auswahl bereit hält.
Nicht zu vergessen: das herrliche Panorama. Die Blicke schweifen über die gesamte Gebirgskette der Hohen Tauern – vom König der Berge, dem Großglockner, über den Brennkogel bis zum Krumlkeeskopf und dem Hocharn, dem höchsten Gipfel der Goldberggruppe. Mit viel Glück zeigen sich noch ein paar Schneehühner, die sich mit ihrem Gefieder kaum von der weißen Pracht abheben. Und natürlich schwingen auch nostalgische Gefühle mit, vor allem im Sektor Fallbichl: Denn dort setzt man seine Schwünge doch tatsächlich auf der Großglockner Hochalpenstraße. Wo von Mai bis Oktober kleine Betonpfeiler die Straße für Autos und Motorräder begrenzen, stehen im Winter meterhohe Holzpflöcke, um den Verlauf nachzuzeichnen. Das Hochtor auf 2500 Meter Höhe, die Tunnelverbindung ins Bundesland Salzburg, ist jetzt mit Holzbrettern verschlagen. Aus gutem Grund: In dieser Höhe sind Sturmböen mit 150 Stundenkilometern keine Seltenheit.
Die zahlreichen Skihütten locken die Skifahrer nicht nur bei schlechtem Wetter in ihre urigen Stuben. Freunden der gepflegten Hüttenkultur schlägt das Herz höher: Wildspezialitäten von der Gamssuppe bis zum Hirschbraten, aber auch traditionelle Gerichte wie Kärntner Kasnudeln und Fleischkrapfen mit Sauerkraut finden sich auf der Speisekarte – das Beste der Region auf dem Teller. Das Familienskigebiet Heiligenblut ist alles in allem ein echter Geheimtipp für Skifahrer, die abseits von Discolärm und Partystress unberührte Natur und eine einzigartige Winterlandschaft in den Bergen suchen. 55 Kilometer Pisten, zwölf Liftanlagen, zehn bewirtschaftete Hütten. Allgemeine Informationen findet man unter
liegt im Nationalpark Hohe Tauern. Diese großartige Hochgebirgslandschaft zählt mit 1834 Quadratkilometer Fläche zu den größten Nationalparks Europas. Neben den mächtigsten Gipfeln Österreichs bieten Gletscher und Wasserfälle ein Naturschauspiel. Infos unter
nimmt hier seinen Anfang. Über seinen Verlauf und seine Stationen wie auch über Übernachtungsmöglichkeiten und sonstige Attraktionen in der Region erteilt der Tourismusverband Heiligenblut Auskünfte unter
mit Infos über die Öffnungszeiten ist zu finden unter
Fakten zum Skigebiet:
Heiligenblut Der Alpe-Adria-Wanderweg Die Großglockner Hochalpenstraße