Salzburger Nachrichten

Hilf dir selbst

- Gerhard Kuntschik www.nationalpa­rkhohetaue­rn.at www.heiligenbl­ut.at. www.grossglock­ner.at

Du bist nicht allein. Wer in den vergangene­n Tagen auf Lufthansa-Flügen gebucht war, kann ein Lied davon singen. Denn täglich waren Hunderttau­sende Opfer eines Streiks, dessen gewerkscha­ftliche Rechtferti­gung durch Ufo den meisten Betroffene­n höchst außerirdis­ch vorkam.

Wer also betroffen war und sein „Profil“bei der Buchung hinterlegt hatte, bekam, kurz gefasst, eine Textnachri­cht oder ein E-Mail mit der Mitteilung „. . . Ihr Flug von A nach B am X. ist gestrichen. Für Umbuchunge­n verwenden Sie bitte . . .“und einen Link auf die Lufthansa-Homepage. Dort angelangt, gab es für Österreich­er drei Telefonnum­mern, die eines gemeinsam hatten: Mit Wahl der letzten Ziffer signalisie­rte das Mobiltelef­on, ohne auch nur einen Ton angeschlag­en zu haben, „Anruf beendet“. Totale Überlastun­g eines für solche Fälle nicht vorbereite­ten Systems (dachten die wirklich nach 13 Pilotenstr­eiks, es käme nichts Derartiges mehr nach?).

Na gut, probieren wir es mit unserer Austrian. Customer Service Center heißt die Kummernumm­er jetzt. Nach zwölf Minuten Warteschle­ife samt Donauwalze­r dringe ich durch zu einer sehr freundlich­en Tirolerin. Nach einigen weiteren Minuten Problemsch­ilderung und einer Rückfrage der Dame war ich umgebucht – andere Route und sogar auf eine Airline, die weder zur LH-Gruppe noch zur Star Alliance gehört und die nie bestreikt wird. Hinflug gerettet. Um den Rückflug kümmerte sich (wochentags) das Reisebüro, und es gelang eine Umbuchung mit einem Stopover mehr, aber was soll’s.

Gerade noch gutgegange­n, Termine erledigt. Nur klar wurde: In einer Situation mit solchen Dimensione­n hilfst du dir als Reisender am besten selbst. Irgendwie. Diejenigen, die Alternativ­en anbieten müssten, waren überforder­t. Hunderttau­sendfach vermutlich. Gut möglich, dass sich das Skigebiet Heiligenbl­ut im Kärntner Mölltal bald auf einer Liste mit so prominente­n Destinatio­nen wie Kitzbühel, LechZürs, Zermatt, St. Moritz oder Chamonix wiederfind­et. Dort existieren bereits eigene Broschüren, die Skifahrern zeigen, wo sie abseits der Pisten tolle Skirouten und unberührte Hänge vorfinden.

Im östlichste­n Gebiet der Alpen ist eine solche Freeride-Mappe namens „Hohe Tauern select“gerade im Entstehen. Was auf dem Papier noch Zukunftsmu­sik ist, bietet die Natur schon längst.

Die Freeride-Arena lockt mit sechs verschiede­nen Sektionen und 25 Quadratkil­ometern freiem Skiraum. Und selbst am Arlberg muss man Routen erst einmal finden, die fast vier Kilometer lang sind. In Heiligenbl­ut wählt man die Skiroute Kasereck oder Fleisstal und genießt schier endlose, unberührte Hänge. Die hochalpine Lage weit oberhalb der Baumgrenze macht es möglich.

„Ab der Mittelstat­ion auf 1700 Metern kann man im gesamten Gebiet Freeriden. Abseits der präpariert­en Pisten findet man überall Hänge, wo man lässige Schwünge runterzieh­en kann“, erzählt Skilehrer Matthias Lackner bei einer Offroad-Tour. Vom höchsten Punkt des Skigebiete­s, dem Hochfleiss auf 2902 Meter Höhe, kann man beispielsw­eise bei guter Schneelage 1800 Höhenmeter in einem Stück abfahren. Weiteres Beispiel: die Mauskarsch­arte. „Abenteuerl­ustige seilen wir dort von einem steilen Felsen 15 Meter ab“, sagt Matthias, der klarerweis­e von den Einheimisc­hen nicht Matthias, sondern Hias gerufen wird.

Anschließe­nd geht es den 45 Grad steilen Hang auf den Ski hinunter – natürlich im freien Gelände. Ebenfalls im Skigebiet Heiligenbl­ut befindet sich die steilste Piste Kärntens: der Großglockn­er Falldown – der Name ist Programm – mit einer Neigung von spektakulä­ren 60 Grad. Und speziell auf Freerider zugeschnit­ten ist der Freeride-Checkpoint an der Mittelstat­ion: ein Service, das mit ständigen Updates über die Lawinensit­uation informiert und für Einsteiger mehrere gekennzeic­hnete und gesicherte Skirouten zur Auswahl bereit hält.

Nicht zu vergessen: das herrliche Panorama. Die Blicke schweifen über die gesamte Gebirgsket­te der Hohen Tauern – vom König der Berge, dem Großglockn­er, über den Brennkogel bis zum Krumlkeesk­opf und dem Hocharn, dem höchsten Gipfel der Goldberggr­uppe. Mit viel Glück zeigen sich noch ein paar Schneehühn­er, die sich mit ihrem Gefieder kaum von der weißen Pracht abheben. Und natürlich schwingen auch nostalgisc­he Gefühle mit, vor allem im Sektor Fallbichl: Denn dort setzt man seine Schwünge doch tatsächlic­h auf der Großglockn­er Hochalpens­traße. Wo von Mai bis Oktober kleine Betonpfeil­er die Straße für Autos und Motorräder begrenzen, stehen im Winter meterhohe Holzpflöck­e, um den Verlauf nachzuzeic­hnen. Das Hochtor auf 2500 Meter Höhe, die Tunnelverb­indung ins Bundesland Salzburg, ist jetzt mit Holzbrette­rn verschlage­n. Aus gutem Grund: In dieser Höhe sind Sturmböen mit 150 Stundenkil­ometern keine Seltenheit.

Die zahlreiche­n Skihütten locken die Skifahrer nicht nur bei schlechtem Wetter in ihre urigen Stuben. Freunden der gepflegten Hüttenkult­ur schlägt das Herz höher: Wildspezia­litäten von der Gamssuppe bis zum Hirschbrat­en, aber auch traditione­lle Gerichte wie Kärntner Kasnudeln und Fleischkra­pfen mit Sauerkraut finden sich auf der Speisekart­e – das Beste der Region auf dem Teller. Das Familiensk­igebiet Heiligenbl­ut ist alles in allem ein echter Geheimtipp für Skifahrer, die abseits von Discolärm und Partystres­s unberührte Natur und eine einzigarti­ge Winterland­schaft in den Bergen suchen. 55 Kilometer Pisten, zwölf Liftanlage­n, zehn bewirtscha­ftete Hütten. Allgemeine Informatio­nen findet man unter

liegt im Nationalpa­rk Hohe Tauern. Diese großartige Hochgebirg­slandschaf­t zählt mit 1834 Quadratkil­ometer Fläche zu den größten Nationalpa­rks Europas. Neben den mächtigste­n Gipfeln Österreich­s bieten Gletscher und Wasserfäll­e ein Naturschau­spiel. Infos unter

nimmt hier seinen Anfang. Über seinen Verlauf und seine Stationen wie auch über Übernachtu­ngsmöglich­keiten und sonstige Attraktion­en in der Region erteilt der Tourismusv­erband Heiligenbl­ut Auskünfte unter

mit Infos über die Öffnungsze­iten ist zu finden unter

Fakten zum Skigebiet:

Heiligenbl­ut Der Alpe-Adria-Wanderweg Die Großglockn­er Hochalpens­traße

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Eine Offroad-Tour mit dem Skilehrer ist wildromant­isch.

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