Ein Drittel der Berufstätigen hatte noch keine Weiterbildung
IMAS-Studie: Weiterbildung vor allem auf Initiative der Unternehmen – Wissensdrang eher gering.
Rund ein Drittel der Berufstätigen in Österreich hat noch an keiner beruflichen Weiterbildung teilgenommen. Das zeigt eine kürzlich präsentierte IMASStudie im Auftrag des Wirtschaftsförderungsinstituts der Wirtschaftskammer (WIFI). In den meisten Fällen geht die Initiative zur Weiterbildung von den Unternehmen aus.
Für die Studie wurden von Mitte September bis Anfang Oktober 1002 berufstätige Personen ab 16 Jahren befragt. Demzufolge haben 69 Prozent bereits eine berufliche Weiterbildung absolviert: 29 Prozent in diesem Jahr, weitere 19 Prozent in den letzten zwei Jahren, zehn Prozent in den letzten vier Jahren und zwölf Prozent davor. Überdurchschnittlich weiterbildungsaktiv sind dabei höher Gebildete und Städter.
In 57 Prozent der Fälle ging die Initiative zur Weiterbildung von den Unternehmen aus, dagegen nur in 37 Prozent vom Mitarbeiter (Rest keine Angabe, Anm.). Jüngere Berufstätige unter 34 Jahren sowie jene mit Matura bzw. Hochschulabschluss ergriffen vergleichsweise überdurchschnittlich häufig selbst die Initiative.
Regelmäßig bildet sich etwa die Hälfte der Berufstätigen weiter, wobei sich auch hier ein Bildungsgefälle zugunsten der Maturanten und Akademiker zeigt. Die Mobilitätsbereitschaft für eine Weiterbildung ist dabei relativ gering. Für eine einmalige, geblockte Weiterbildungsveranstaltung ist rund die Hälfte der Befragten bereit, maximal eine Stunde zu fahren. 19 Prozent würden ein bis zwei Stunden Anreise auf sich nehmen, acht Prozent zwischen zwei und drei Stunden und ebenfalls acht Prozent mehr als drei Stunden (Rest keine Angabe).
Ganz allgemein setzen sich die Österreicher als Lebensziel vor allem ein harmonisches Familienleben (70 Prozent) und soziale Sicherheit (62 Prozent). Der Drang nach Wissen ist weniger stark ausgeprägt – nur 27 Prozent wollen „vieles wissen und neugierig bleiben“, 16 Prozent „vieles lesen und lernen“und 13 Prozent „lebenslang lernen und sich beruflich weiterbilden“.
WIFI-Kurator Markus Raml sieht aber nicht nur ein Problem der Mitarbeiter: „Auch viele Unternehmer vergessen, sich selbst weiterzubilden.“Wenn diese außerdem darauf achten würden, welche Mitarbeiter sich wie weiterbilden sollen, würde es auch keinen so starken Fachkräftemangel und nicht so viele vakante Stellen geben. Die Menschen müssten „raus aus der Komfortzone“: Es gelte eine breite Grundausbildung zu erwerben und sich dann im Beruf Spezialisierungen auf die Bedürfnisse des Betriebs zu holen.
Im internationalen Vergleich liegt Österreich laut WIFI-Institutsleiter Michael Landertshammer beim Lebenslangen Lernen (LLL) je nach Befragungsmethode über- oder unterdurchschnittlich. Von der Politik wünscht er sich einerseits finanzielle Förderungen und andererseits klare Zuständigkeiten. Im Zuge der Steuerreform seien zuletzt Bildungsfreibetrag und Bildungsprämie für Unternehmen gestrichen worden. „Man sollte hier wieder fördernd tätig werden.“Er kann sich etwa ein Bildungskonto analog zum Bausparen vorstellen, wo Eigenleistungen der Weiterbildungsinteressierten mit Zuschüssen kombiniert werden – je nachdem, wie dieses angelegt sei, würden 50 bis 100 Mill. Euro dafür anfallen.
In der Regierung wünscht sich Landertshammer einen klaren Ansprechpartner: Die aktuelle LLL-Strategie („Ein wunderbares Papier mit gescheiten Sachen, de facto passiert aber nicht viel“) sei von vier Ministerien verfasst worden: Eigentlich wäre ein eigener Staatssekretär für Lebenslanges Lernen angebracht.