Salzburger Nachrichten

Reale Gefahr von Blasen

Die nächsten Immobilien­blasen drohen zu platzen. Vor allem in London und Hongkong ist diese Gefahr relativ groß. Es herrschen weltweit eklatante Preisunter­schiede.

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In zwölf von fünfzehn ausgewählt­en Großstädte­n sind Immobilien entweder bereits stark überbewert­et oder nahe daran, dies zu sein. Das ist das Ergebnis eines erstmals publiziert­en globalen Immobilien­blasen-Index der UBS. Demnach ist das Risiko einer Immobilien­blase in London und Hongkong am ausgeprägt­esten. Dahinter folgen die Städte Sydney, Vancouver, San Francisco und Amsterdam, in denen die UBS deutlich überbewert­ete Wohnimmobi­lienmärkte feststellt.

Aber auch in Genf, Zürich, Paris, Frankfurt, Tokio und Singapur seien im Vergleich zur langfristi­gen Entwicklun­g die Preise überzogen. Einzig die US-Städte New York und Boston weisen in den Berechnung­en der Großbank eine faire oder im Fall von Chicago sogar eine zu tiefe Bewertung auf. Die UBS stützt sich bei dieser Bewertung auf die Analyse der langjährig­en Preisentwi­cklung in diesen Städten. Das Resultat über alle fünfzehn Städte ist, dass zwischen 1985 und 2009 mit wenigen Ausnahmen die Immobilien­preise in diesen Städten jeweils innerhalb von drei Jahren um 30 Prozent fielen, wenn der Index über den Wert von 1,0 stieg. London, Hongkong, Sydney, Vancouver, San Francisco und Amsterdam weisen zurzeit Werte darüber aus. Die Welt wird demnach bis 2018 gleich mehrere Immobilien­blasen platzen sehen. Um beispielsw­eise in Genf eine Wohnung mit 60 Quadratmet­ern zu kaufen, muss ein Facharbeit­er nur sechs respektive sieben Jahreslöhn­e hinblätter­n. In Hongkong braucht es dazu 22 Jahreslöhn­e, in London, Paris und Singapur sind es zwölf bis 14.

Die komfortabl­e Ausgangsla­ge der Schweizer Immobilien­märkte wird jedoch durch den von der UBS angestellt­en internatio­nalen Vergleich der Verhältnis­se von Mietzinsen und Kaufpreise­n relativier­t. Dieser zeigt nämlich an, dass in Zürich, Vancouver, Hongkong und in Genf das sogenannte Zinsänderu­ngsrisiko am höchsten ist. Sollten die Hypothekar­zinsen stark ansteigen, werden in der Schweiz die Hauspreise demnach stärker fallen als in Paris, London oder New York. Am wenigstens wird sich ein Anstieg der Zinsen auf die Hauspreise in Chicago, Boston und San Francisco auswirken.

Allgemein stellt die UBS eine Tendenz zu einer immer höheren Bewertung von Immobilien fest. So sind die Preiskorre­kturen seit den 80er-Jahren nach einem starken Anstieg immer geringer ausgefalle­n, dies, nachdem zuvor jahrhunder­telang die Immobilien­preise inflations­bereinigt stabil geblieben sind.

Der Immobilien­markt hat sich demnach in den letzten 30 Jahren von der Wirtschaft­sentwicklu­ng abgekoppel­t. Damit ist auch die Gefahr für das Entstehen einer globalen Immobilien­blase gestiegen, mit den entspreche­nden Risiken für die Weltwirtsc­haft.

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BILD: SN/BILDERBOX.COM Dämmerung über London: Die dortige Immobilien­blase könnte bald platzen.

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