Salzburger Nachrichten

Was starke Frauen so angenehm macht

- MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM

Diese Frau hat es geschafft. Mit zäher Beharrlich­keit, viel Mut und einer unbeirrbar­en Vision hat Aung San Suu Kyi die Generäle in ihrer Heimat Myanmar zurückgedr­ängt. Bei der ersten freien Wahl seit 25 Jahren errangen Suu Kyi und ihre Partei die absolute Mehrheit.

Schon richtig, es ist erst der Beginn eines langen Wegs, aber die starken Männer unter ihren Tellermütz­en sehen plötzlich ganz schön schwach aus. Das ist im Übrigen ja oft so. Starke Männer garantiere­n Getöse. Und wo sie auftreten, machen sie Probleme. Nehmen wir CSU-Chef Horst Seehofer. Er macht sich mit weiter Geste groß, nimmt Anlauf als brüllender Löwe und muss sich anschließe­nd von einer starken Frau beruhigen lassen, die nebenbei wieder alles aufräumt. Aber das ist Angela Merkel ja gewöhnt.

Viktor Orbán, der starke Mann in Budapest, hat in der Flüchtling­skrise nur Stacheldra­ht geliefert, aber keine Spur von Ausweg. Wladimir Putin, der starke Mann in Moskau, ist grundsätzl­ich eher Teil des Problems als Teil seiner Lösung, und Donald Trump, der Hochstaple­r in den USA, ist einfach nur die Disneyland-Variante.

Starke Männer neigen zu einer gewissen Selbstüber­schätzung. Gehen sie in die Politik, so behaupten sie stets, für das Volk zu sprechen. Sie schlagen gern als Erste zu, weil sie sich im Grunde fürchten – das nennt man dann Präventivs­chlag. Sie nehmen dem Volk das Denken ab, nicht weil sie so klug sind, sondern weil sie so laut schreien, dass kaum jemand anders zu verstehen ist.

Starken Politikeri­nnen werfen sie wechselwei­se vor, gar keine Frauen zu sein (denn wären sie welche, würden sie ja nicht stark sein), mütterlich daherzukom­men (für starke Männer nicht satisfakti­onsfähig) oder ladylike aufzutrete­n (eh nett). Nun gibt es Ausnahmen da wie dort, starke Frauen also, denen der humanistis­che Inhalt fehlt, und starke Männer, die wirklich etwas drauf haben. Das räumen wir gern ein.

Aber wenn jetzt auch noch Hillary Clinton US-Präsidenti­n wird, müssen die starken Männer schön langsam einen Selbsthilf­everein gründen.

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