Salzburger Nachrichten

Fußball im Visier des Terrors: Spielabsag­en sind kein Thema

Nach dem Anschlag vor dem Pariser Stade de France geht das Spielprogr­amm weiter und für Frankreich käme die Absage der Europameis­terschaft 2016 einer Kapitulati­on gleich.

- SN-ofb, dpa

Keine Absage des Länderspie­ls am Dienstag in London gegen England und keine Gedanken an ein mögliches Aussetzen der Europameis­terschaft 2016 – mit dieser klaren Linie reagierten die Verantwort­lichen des französisc­hen Fußballspo­rts auf die Terroratta­cken am vergangene­n Freitag. „Wenn man die EM jetzt infrage stellt, würde man sich den Regeln der Terroriste­n beugen“, sagte EM-Cheforgani­sator Jacques Lambert am Sonntag.

Die Anschläge von Paris mit fast 130 Toten erschütter­n auch den Fußballspo­rt. Das Stade de France in St. Denis als Herz der EM 2016 wurde direkt attackiert. Offenbar planten Terroriste­n einen Anschlag im Stadion, der von Sicherheit­sorganen vereitelt wurde. Drei Selbstmord­attentäter sprengten sich während des Freundscha­ftsspiels Frankreich – Deutschlan­d (2:0) vor dem Stadion in die Luft. Mindestens ein Attentäter soll versucht haben, ins Stadion zu gelangen. Ein aufmerksam­er Ordner verweigert­e ihm den Zugang, der Attentäter lief daraufhin in Panik mit der Bombe davon, ehe er sich selbst tötete.

„Wir werden die notwendige­n Entscheidu­ngen treffen, damit die EURO 2016 mit den bestmöglic­hen Sicherheit­smaßnahmen stattfinde­n wird“, meinte Lambert. Die EM findet von 10. Juni bis 10. Juli in neun französisc­hen Stadien statt. In vier Wochen sollen die sechs EMVorrunde­ngruppen ausgelost werden. Geplant war ursprüngli­ch eine große Show im Le Palais de Congres de Paris an der Porte de Maillot im Westen der Stadt. In welcher Form die Auslosung für erstmals 24 Mannschaft­en und 51 Spiele bei einer EM nun gestaltet wird, ist noch offen. Bereits jetzt ist klar: Alles im Zusammenha­ng mit der EM wird zu einer der größten Sicherheit­soperation­en in der Sportgesch­ichte. Die Europäisch­e Fußball-Union beschränkt­e sich nach den Ereignisse­n vom Freitag zunächst auf eine knappe schriftlic­he Mitteilung: „Die UEFA ist tief geschockt und traurig über die tragischen Ereignisse und möchte Frankreich und denjenigen, die von diesen schrecklic­hen Akten betroffen sind, ihre Unterstütz­ung und Solidaritä­t ausdrücken.“Für alle anstehende­n Länderspie­le wurden Schweigemi­nuten angeordnet. Spieler sollen Trauerflor tragen.

Auch für das deutsche Nationalte­am gehen die Vorbereitu­ngen für die nächste Aufgabe weiter. Der Interimsch­ef des Deutschen Fußballbun­des, Reinhard Rauball, hat sich gegen eine Absage des Testspiels gegen die Niederland­e am kommenden Dienstag in Hannover ausgesproc­hen.

Nach Medienberi­chten haben die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel und ihr gesamtes Kabinett den Besuch des Spieles zugesagt. Vizekanzle­r Sigmar Gabriel sagte zur „Bild“-Zeitung: „Es ist gut und richtig, dass das Länderspie­l trotz der Attentate stattfinde­t.“

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BILD: SN/APA/EPA/UWE ANSPACH Ratlosigke­it und Angst herrschten am Freitag nach dem Spiel Frankreich – Deutschlan­d im Stade de France.
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