Salzburger Nachrichten

„Gut, dass wir immer hart geblieben sind“

Die Regierung bastelt an Konzepten, um die Ortskerne vor dem Aussterben zu bewahren. Weit weg hinter den Bergen hat eine Gemeinde damit verblüffen­den Erfolg.

- CHRISTIAN RESCH Sterbende Ortskerne

Der Tamsweger Bürgermeis­ter Georg Gappmayer (ÖVP) spricht über den Druck der Immobilien­spekulante­n, Gratispark­plätze im Ortszentru­m und eine wahre Geldlawine aus Wien und Salzburg für den Lungau. SN: Herr Bürgermeis­ter, im Tamsweger Zentrum floriert die Wirtschaft. Das könnte daran liegen, dass man im Lungau fast nirgends einkaufen kann. Gappmayer: Daran liegt es natürlich nicht ausschließ­lich. Aber es ist mir schon wichtig zu sagen, dass ich nicht anderen Bürgermeis­tern gute Ratschläge geben will. Jede Gemeinde ist anders und hat andere Voraussetz­ungen. Und natürlich ist es ein Vorteil für unsere Geschäftsl­eute in Tamsweg, dass die Stadt Salzburg weiter weg ist. SN: Hat in Tamsweg nie ein Immobilien­investor angeklopft und wollte ein Fachmarktz­entrum auf der grünen Wiese bauen? Doch, diesen Druck gab es schon, und der war sogar massiv. Gleich nachdem ich Bürgermeis­ter wurde, sind die ersten Interessen­ten schon wieder bei mir auf der Matte gestanden. Aber es war gut, dass wir da immer hart geblieben sind. Da muss ich mich auch bei meinen Amtsvorgän­gern bedanken. Tamsweg hat niemals erlaubt, dass auf der grünen Wiese große Fachmarktz­entren entstehen. Das war eine von mehreren Voraussetz­ungen dafür, dass wir jetzt ein lebendiges Ortszentru­m haben. SN: Was spielt sonst noch eine Rolle? Man kann eine Entwicklun­g auf Dauer nicht nur verbieten oder verhindern. Sondern man muss auch aktiv etwas für das Ortszentru­m machen. SN: Wir leben aber in einer Marktwirts­chaft. Wenn niemand sein Wirtshaus oder ein Elektroges­chäft im Zentrum betreiben will, können Sie ihn nicht zwingen. Nein, aber man kann auch nicht alle Verantwort­ung auf die Wirtschaft­streibende­n schieben und sich zurücklehn­en. Da ist schon auch die Gemeindepo­litik gefordert. Etwa beim Verkehrsko­nzept: Da haben wir mit Experten aus Graz und Salzburg zusammenge­arbeitet, damit Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer sich gleichbere­chtigt in Tamsweg bewegen können. Das ist schon wichtig – man darf die Autolenker nicht aussperren. SN: Sie fördern bewusst Autofahrer? Das ist aber nicht gerade in Mode. Aber man kann in einer Gemeinde wie Tamsweg keine Fußgängerz­one machen – das funktionie­rt vielleicht ab 150.000 Einwohnern. Wir haben seit 23 Jahren eine Tiefgarage mitten im Markt und seit Kurzem kann man dort 90 Minuten gratis parken – so wie in der ganzen restlichen Kurzparkzo­ne im Zentrum. Dafür, dass wir da nichts verlangen, zahlt die lokale Wirtschaft übrigens 25.000 Euro pro Jahr an die Gemeinde. SN: Vieles in Tamsweg wurde aber auch mit Geld von außerhalb gebaut. Das ist korrekt und nicht zu bestreiten. In drei Jahren sind bei

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BILD: SN/ROBERT RATZER Gappmayer: „Der Druck war schon massiv.“

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