„Gut, dass wir immer hart geblieben sind“
Die Regierung bastelt an Konzepten, um die Ortskerne vor dem Aussterben zu bewahren. Weit weg hinter den Bergen hat eine Gemeinde damit verblüffenden Erfolg.
Der Tamsweger Bürgermeister Georg Gappmayer (ÖVP) spricht über den Druck der Immobilienspekulanten, Gratisparkplätze im Ortszentrum und eine wahre Geldlawine aus Wien und Salzburg für den Lungau. SN: Herr Bürgermeister, im Tamsweger Zentrum floriert die Wirtschaft. Das könnte daran liegen, dass man im Lungau fast nirgends einkaufen kann. Gappmayer: Daran liegt es natürlich nicht ausschließlich. Aber es ist mir schon wichtig zu sagen, dass ich nicht anderen Bürgermeistern gute Ratschläge geben will. Jede Gemeinde ist anders und hat andere Voraussetzungen. Und natürlich ist es ein Vorteil für unsere Geschäftsleute in Tamsweg, dass die Stadt Salzburg weiter weg ist. SN: Hat in Tamsweg nie ein Immobilieninvestor angeklopft und wollte ein Fachmarktzentrum auf der grünen Wiese bauen? Doch, diesen Druck gab es schon, und der war sogar massiv. Gleich nachdem ich Bürgermeister wurde, sind die ersten Interessenten schon wieder bei mir auf der Matte gestanden. Aber es war gut, dass wir da immer hart geblieben sind. Da muss ich mich auch bei meinen Amtsvorgängern bedanken. Tamsweg hat niemals erlaubt, dass auf der grünen Wiese große Fachmarktzentren entstehen. Das war eine von mehreren Voraussetzungen dafür, dass wir jetzt ein lebendiges Ortszentrum haben. SN: Was spielt sonst noch eine Rolle? Man kann eine Entwicklung auf Dauer nicht nur verbieten oder verhindern. Sondern man muss auch aktiv etwas für das Ortszentrum machen. SN: Wir leben aber in einer Marktwirtschaft. Wenn niemand sein Wirtshaus oder ein Elektrogeschäft im Zentrum betreiben will, können Sie ihn nicht zwingen. Nein, aber man kann auch nicht alle Verantwortung auf die Wirtschaftstreibenden schieben und sich zurücklehnen. Da ist schon auch die Gemeindepolitik gefordert. Etwa beim Verkehrskonzept: Da haben wir mit Experten aus Graz und Salzburg zusammengearbeitet, damit Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer sich gleichberechtigt in Tamsweg bewegen können. Das ist schon wichtig – man darf die Autolenker nicht aussperren. SN: Sie fördern bewusst Autofahrer? Das ist aber nicht gerade in Mode. Aber man kann in einer Gemeinde wie Tamsweg keine Fußgängerzone machen – das funktioniert vielleicht ab 150.000 Einwohnern. Wir haben seit 23 Jahren eine Tiefgarage mitten im Markt und seit Kurzem kann man dort 90 Minuten gratis parken – so wie in der ganzen restlichen Kurzparkzone im Zentrum. Dafür, dass wir da nichts verlangen, zahlt die lokale Wirtschaft übrigens 25.000 Euro pro Jahr an die Gemeinde. SN: Vieles in Tamsweg wurde aber auch mit Geld von außerhalb gebaut. Das ist korrekt und nicht zu bestreiten. In drei Jahren sind bei