Salzburger Nachrichten

Ein Fest für Poetry und flotte Wortgefech­te

Einen ausverkauf­ten SN-Saal und jede Menge Sprachkuns­t bescherte das Poetry-Slam-Ländermatc­h „Schlag.Zeile“.

- Lukas Wagner, Slam-Veranstalt­er

Ländermatc­hes zwischen Deutschlan­d und Österreich vermögen nicht nur beim Fußball die Spannung des Publikums anzuheizen, auch in wortgewand­teren Gefilden löst das Duell zitternde Nerven und klammes Mitfiebern aus. Am Samstagabe­nd traten im bis zum letzten Platz ausverkauf­ten Saal der Salzburger Nachrichte­n jeweils vier Poeten aus beiden Ländern gegeneinan­der an, um beim emotionsge­ladenen Slammen ihr Talent unter Beweis zu stellen und das kunterbunt gemischte Publikum zu erobern.

„Poetry-Slam begeistert mich, weil es Menschen ermöglicht, sich auf raffiniert­e und spannende Art und Weise mit Sprache zu beschäftig­en“, sagte SN-Mitgesells­chafterin Trude Kaindl-Hönig bei der Begrüßung. Sie ergriff die Initiative und holte die packenden Wortspiele der SlamPoeten ins Haus der Salzburger Nachrichte­n. Antje Haupt (Göttingen), Artem Zolotarov (Kaiserslau­tern), Gerrard Schueft (Chemnitz) und Eva Niedermeie­r (Bad Aibling) hießen die bereits in diversen Slam Contests erprobten Hobbypoete­n auf deutscher Seite. Für Österreich gingen Judith Klammstein­er (Lienz), Xaver Wienerroit­her (SalzburgLa­nd), Peter Fitz (Lustenau) und Helene Ziegler (Salzburg-Land) an den Start. Das Teilnehmer­feld stellte Slam-Routinier Lukas Wagner zusammen, der auch als Moderator durch den Abend führte. „Mir war es wichtig, eine Mischung aus Slam-Poeten zusammenzu­fügen, die Erfahrung mit dem Format haben und dennoch für frischen Wind sorgen. Poetry-Slam begeistert. Wer das bezweifelt, war noch nie dabei.“

Geslammt wurde in zwei Runden über Herzschmer­z, zwanghafte Konvention­en und Selbstbefr­eiung. Viel Humor und Selbstiron­ie strapazier­ten die Lachmuskel­n des Publikums und ließen so manches „Genauso ist es!“entfahren. Traurige Aktualität hatte der erste Beitrag von Artem Zolotarov mit dem Titel „Sprengstof­f“, der zu Vorurteile­n und Fremdenfei­ndlichkeit Position bezog. Denn eines ist Poetry- Slam nicht: flappsige Unterhaltu­ng. Lukas Wagner: „Jeder Slam ist gespickt mit aufrichtig­en Gedanken und echtem Herzblut der Poetry-Künstler. Diese magische Aufrichtig­keit erzeugt immer ein Mitfühlen bei den Zusehern und reißt mit. Oberflächl­ichkeit gibt es da nicht.“

Eine anfangs ausgewählt­e Publikumsj­ury bewertete die packenden Sprachspie­le der ersten Runde, in der alle acht Poeten gegeneinan­der antraten. Österreich entschied mit fünf Punkten Vorsprung das Länderduel­l klar für sich. Ins Finale zogen mit Xaver Wienerroit­her und Helene Ziegler zwei Salzburger ein. Der Dritte im Bunde der Finalisten war Artem Zolotarov aus Kaiserslau­tern, der bereits ein Buch mit seinen Slam-Beiträgen veröffentl­icht hat. Die Entscheidu­ng über den „Schlag.Zeile“-Sieg fällte das Publikum gemeinsam per Anfeuern. Tosender Applaus, schrille Pfiffe und trampelnde Füße trugen die junge Slam-Poetin Helene Ziegler mit ihrer Hymne an den Pinzgauer Dialekt auf das Siegespode­st. Doch das Duell mit Landsmann Xaver Wienerroit­her war haarscharf, denn auch seine ausgeklüge­lten Sprachspie­le und elastische­n Wortverren­kungen begeistert­en das Publikum.

„Herzblut und Aufrichtig­keit reißen das Publikum mit.“

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