Zahlenspielerei zu Medikamenten
Zu „Fünf Medikamente gleichzeitig“im SN-Lokalteil vom 6. 11.: Der Aussage „nicht notwendige Medikamente schaden dem Einzelnen körperlich, uns allen finanziell“kann man vollinhaltlich zustimmen. Aber welcher Arzt verschreibt nicht notwendige Medikamente? Als Apotheker macht man viel öfter die Erfahrung, dass verordnete Medikamente nicht regelmäßig oder Antibiotika nicht lang genug eingenommen werden. Zu befürchten ist, dass durch solche Aussagen die Compliance (die Befolgung der ärztlichen Vorschläge) noch schlechter wird, mit Folgekosten.
Am 1. Jänner hat Salzburg 538.258 Einwohner gehabt und davon geschätzt 20 Prozent über 60 Jahren. Wenn jetzt weniger als ein Prozent der Bevölkerung mehr als zehn Wirkstoffe (Oder sind doch Arzneien gemeint? Denn in einer können mehrere Wirkstoffe enthalten sein) einnimmt, erscheint dies nicht verwunderlich. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass erst die Kombination von drei niedrig dosierten Blutdrucksenkern den gewünschten Erfolg ohne Nebenwirkungen brachte. Bis 60 verkaufte ich nur Medikamente, doch dann musste ich sie einnehmen und bin jetzt mit 75 auch bei elf verschiedenen angelangt, bin aber überzeugt, dass jedes notwendig ist. Wenn ich einmal auf die Einnahme vergesse, habe ich sofort Probleme. Auch fünf Medikamente in einem Vierteljahr erscheinen nicht so aufregend, wenn man bedenkt, dass z. B. bei einer Verkühlung Schnupfen, Husten, Halsweh und Fieber zu behandeln sind. Dazu kommt noch, dass bei vielen Generika die Patienten mit der Rezeptgebühr fast den ganzen Preis bezahlen.
Was den Krankenkassen finanzielle Probleme macht, sind die extrem teuren Neuentwicklungen, die aber nur nach einer Bewilligung durch den Chefarzt der Krankenkasse bezahlt werden. Und ich glaube nicht, dass dieser nicht notwendige Medikamente bewilligt. Mag. pharm. Reinhard Fischill