Salzburger Nachrichten

Mehr Flüchtling­e kommen in Kasernen

Quartiere für 5500 Asylbewerb­er fehlen. Die Regierung will zur Unterbring­ung auf Kasernen zugreifen, die zum Verkauf anstehen.

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WIEN. Die Quartiersu­che für Tausende Asylbewerb­er scheitert in Österreich oft an bürokratis­chen Hinderniss­en oder am vereinten Widerstand von Bürgermeis­tern und Landeshaup­tleuten. Das umstritten­e Durchgriff­srecht des Bundes brachte bis Ende November laut Innenminis­terium rund 3000 Plätze zusätzlich in Bundesländ­ern, die ihre Quoten nicht erfüllten.

5500 Quartierpl­ätze für Asylbewerb­er werden derzeit dringend gesucht. Am Mittwoch erging in der Sitzung der Flüchtling­s-Taskforce aus mehreren Regierungs­mitglieder­n der Auftrag an Flüchtling­skoordinat­or Christian Konrad, alle im Bundeseige­ntum stehenden Liegenscha­ften von Bundesimmo­biliengese­llschaft, Asfinag, ÖBB bis hin zu den Bundesfors­ten rasch zu screenen. Konrad soll erheben, ob sie für die Errichtung von Zelten und Containern bzw. zum Bezug von festen Unterkünft­en geeignet sind. Donnerstag­abend sollte auf Beamtenebe­ne dazu ein Paket erarbeitet werden.

Experten zufolge sind zum Verkauf bestimmte leer stehende Ka- sernen am ehesten geeignet, ohne größere Adaptierun­gen schnell bezogen zu werden. Man müsse teils nur Heizung und Wasser aufdrehen. Die Infrastruk­tur passe und die leer stehenden Kasernen seien kurzfristi­g nutzbar. Dem Verteidigu­ngsministe­rium, das die Verkaufser­löse braucht, könnte eine Zwischenfi­nanzierung bis zu einem verspätete­n Kasernenve­rkauf in zwei Jahren angeboten werden, heißt es. Bei angebotene­n Quartie- ren von Kirchen und Klöstern gab es häufig bürokratis­che Hürden, Ausstattun­gsprobleme oder Schwierigk­eiten mit dem Denkmalsch­utz.

Auf der Homepage der SIVBEG, die „strategisc­he Immobilien“verwertet, werden derzeit die Martinek-Kaserne in Baden und die Hiller-Kaserne in Linz Ebelsberg zu Mindestpre­isen von 33 bzw. 34 Mill. Euro angeboten. Das Verteidigu­ngsministe­rium hat die Martinek-Kaserne in den letzten Monaten immer wieder als Quartier offeriert. Auch Unterkünft­e in den Kasernen Tamsweg im Lungau und Horn in Niederöste­rreich wurden angeboten. Doch es gab massive Widerständ­e von den Landeshaup­tleuten und den Bürgermeis­tern.

Auch beim geplanten Quartier am Truppenübu­ngsplatz Bruckneudo­rf im Burgenland wehrt sich die Landesregi­erung. 450 Flüchtling­e in der 3000-SeelenGeme­inde würden eine Quote von 15 Prozent bedeuten. Beim Durchgriff­srecht ist eine Quote von 1,5 Prozent der Wohnbevölk­erung in Aussicht genommen. Per Verordnung kann diese hinaufgese­tzt werden.

Österreich­weit sind heute gerade 850 Flüchtling­e auf Kasernenge­lände untergebra­cht. 220 wohnen in Containern bei der Schwarzenb­erg-Kaserne. In der Hadik-Kaserne im steirische­n Fehring wohnen 130 Flüchtling­e. In Hörsching sind es 100 in Containern. Landesquar­tiere in Kasernen gibt es in Freistadt (OÖ), wo 60 Flüchtling­e untergebra­cht sind, und in Vomp in Tirol, wo 100 Asylbewerb­er wohnen. In der an Gemeinde und Stift Klosterneu­burg verkauften Magdeburg-Kaserne sind es knapp 250.

Widerstand in Tamsweg, Horn und Baden

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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY Trump-Tiraden . . .

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