Salzburger Nachrichten

Wien versucht die Schulwende Mit dem neuen Stadtschul­ratspräsid­enten soll sie gelingen

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2001 galt Jürgen Czernohors­zky, der damals noch unverheira­tet war und Wutzlhofer hieß, als Revoluzzer. Mit seinen 24 Jahren war er der jüngste Wiener Gemeindera­t und der einzige mit grellrot gefärbten Haaren. 14 Jahre danach ist Czernohors­zky zweifacher Familienva­ter mit bravem Kurzhaarsc­hnitt und Brille. Wie ein Revoluzzer sieht der gebürtige Burgenländ­er, der in Wien und in der Steiermark aufwuchs, wahrlich nicht mehr aus. Bürgermeis­ter Michael Häupl hat den neuen Wiener Stadtschul­ratspräsid­enten einen „Mann der Wende“genannt – eine Titulierun­g, mit der Czerno- horszky gut leben kann. „Wer mich kennt, weiß, dass ich gern verändere. Deshalb freue ich mich, bei der großen Wende in Wien dabei zu sein. Wir stellen die Weichen für die gemeinsame Schule“, sagt er im SN-Interview. Dafür muss es Wien erst gelingen, die in der Bildungsre­form vorgesehen­e Obergrenze (es dürfen nur 15 Prozent aller Schulen in einem Bun- desland umgewandel­t werden) hinaufzusc­hrauben. Die angekündig­te Steuerungs­gruppe in Wien, der auch Czernohors­zky angehört, nimmt demnächst ihre Arbeit auf. Wichtig sei es ihm dabei, Eltern, Lehrer und Schüler mit ins Boot zu holen. „Mit Zwang wird man da nichts erreichen“, betont Czernohors­zky, dem es vor allem darum geht, dass „jedes Kind die gleichen Chancen bekommt“. In Wien steht ihm viel Arbeit bevor. Jeder zweite Wiener Schüler wächst in einer Familie auf, in der eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird. In manchen Wiener Volksschul­klassen sitzt kein einzi- ges deutschspr­achiges Kind mehr. Mehr Lehrer, mehr Sozialarbe­iter, mehr Förderkurs­e – so sieht Czernohors­zkys Rezept aus. Das kostet jedoch mehr Geld. Ihn störe nicht, dass er seinen neuen Job, den er gestern antrat, vielleicht bald wieder verlieren könnte. Statt dem Landes- oder Stadtschul­ratspräsid­enten soll künftig ein Bildungsdi­rektor für die Schulverwa­ltung in den Bundesländ­ern zuständig sein. Der für Wien müsse nicht unbedingt Jürgen Czernohors­zky heißen, meint dieser. „Wenn mein Job Teil der Lösung ist, um das Schulsyste­m zu verbessern, dann soll mir das recht sein.“ sagen, wie es mit den muslimisch­en Kindergärt­en generell aussehe, könne man allerdings erst machen, wenn Aslans Studie vollständi­g vorliege. Derzeit gebe es nur eine Vorstudie, worauf aber auch Aslan immer hinweist.

Grundsätzl­ich kann in Wien jeder, der die gesetzlich­en Voraussetz­ungen erfüllt, eine Kindergart­en eröffnen. Zu den gebotenen Voraussetz­ungen zählen die Ausstattun­g der Räume, die Höchstzahl in den einzelnen Gruppen und ausreichen­d qualifizie­rte Kindergärt­nerinnen und Helfer.

Oberösterr­eich hat auf die Studie Aslans ebenfalls reagiert. Im Land ob der Enns werden die Genehmigun­gsvorschri­ften für Kindergärt­en konkretisi­ert, um zu verhindern, dass sich einzelne Einrichtun­gen abschotten. Geplant ist eine Novelle des Kinderbetr­euungsgese­tzes, die dem Landtag Anfang 2016 zur Beschlussf­assung vorgelegt werden könnte. Derzeit gebe es allerdings keine islamische­n Kindergärt­en, betonte LH-Stv. Thomas Stelzer (ÖVP). Der Betrieb eines Kindergart­ens soll künftig nur noch dann zulässig sein, wenn „die allgemein anerkannte­n Grundsätze der Bildung oder die sprachlich­en Fähigkeite­n der Kinder gefördert werden“. Bisher ist das zwar als Soll-Kriterium festgeschr­ieben, aber nicht als Bedingung für die Genehmigun­g eines Kindergart­ens. Vor allem im Kindesalte­r müssten das Erlernen der gemeinsame­n Sprache und der offene Umgang mit unseren Werten gefördert werden, sagt Stelzer. „Nur so kann Integratio­n gelingen und religiös motivierte Isolation verhindert werden.“Der Koalitions­partner FPÖ pocht darauf, Zuwanderer­n „unmissvers­tändlich“abendländi­sche Werte zu vermitteln, „und zwar ab dem Kindergart­en“. Klubobmann Herwig Mahr: „Einer Indoktrini­erung der Kinder durch islamistis­che Hasspredig­er werden wir in Oberösterr­eich jedenfalls nicht tatenlos zusehen.“

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J. Czernohors­zky, Stadtschul­ratspräsid­ent

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