Salzburger Nachrichten

Angriff auf Donald Trump

Die Hetzreden des Bewerbers um das US-Präsidente­namt haben ein Nachspiel. Die Briten und ein Adler attackiere­n.

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Die Reaktion der „Time“ließ nicht lang auf sich warten: Kurz nachdem sich Donald Trump auf Twitter darüber beklagt hatte, dass Angela Merkel und nicht er von dem Magazin zur Person des Jahres 2015 gekürt wurde, veröffentl­ichte die Zeitschrif­t ein Video, das den US-Präsidents­chaftsbewe­rber in wenig schmeichel­haftem Licht erscheinen lässt.

Der kurze Spot zeigt ein Fotoshooti­ng. Fotograf Martin Schoeller hielt es für eine gute Idee, dem republikan­ischen Präsidents­chaftsbewe­rber einen Weißkopfse­eadler auf den Arm zu setzen, schließlic­h ist der Bald Eagle das Wappentier der USA. Der Vogel war davon jedoch wenig begeistert. Mit seinen mächtigen Flügeln brachte er die Föhnfrisur des Milliardär­s durchei- nander, sein Schnabel kam Trumps Hand bedrohlich nahe. Süffisant schreibt „Time“dazu: „Der Adler heißt übrigens Uncle Sam und ist 27 Jahre alt.“Die Figur Uncle Sam gilt seit rund 200 Jahren als Inbegriff des weißen US-Amerikaner­s.

Auch die Briten wollen es nicht auf sich beruhen lassen, was Donald Trump so von sich gibt. Mehr als verwundert blickten die Londoner diese Woche in Richtung USA, wo der Republikan­er seine selbst gebastelte­n Weisheiten in der Öffentlich­keit ausbreitet­e.

Von welchem „Wir“sprach der Amerikaner da? „Wir haben Gegenden in London“, sagte Trump in einem Interview, „die derart radikalisi­ert sind, dass Polizisten Angst um ihr Leben haben.“Trump rechtferti­gte damit seine Forderung nach einem generellen Einreiseve­rbot für Muslime, die weltweit für Empö- rung gesorgt hatte. Im Vereinigte­n Königreich kam das verallgeme­inernde Wir-Wort äußerst schlecht an. Die Londoner konterten sofort, an vorderster Front Bürgermeis­ter Boris Johnson. Als „völligen Unsinn“bezeichnet­e er die Ausfüh- rungen des Immobilien­milliardär­s. Die Kriminalit­ätsrate sowohl in der britischen Hauptstadt als auch in New York sinke ständig. „Der einzige Grund, warum ich gewisse Orte in New York nicht besuchen würde, ist die reale Gefahr, dort Donald Trump zu treffen“, sagte der konservati­ve Bürgermeis­ter. Er lud ihn zu einem Besuch ein, um sich vor Ort zu überzeugen, dass es keine „No-Go-Areas“in der Metropole gebe – immerhin eine Stadt, in der mehr als 300 Sprachen gesprochen würden und die eine stolze Geschichte der Toleranz und Vielfalt vorweise.

Doch sollte Donald Trump, dessen Mutter aus Schottland stammte, überhaupt noch auf die Insel reisen wollen? Willkommen scheint er bei den meisten nicht zu sein. Eine Petition im Internet fordert wegen „Volksverhe­tzung“ein Einreiseve­rbot für Trump. Bis gestern Nachmittag unterzeich­neten mehr als 430.000 Menschen die Bittschrif­t. Die Frage, ob Trump noch einen Fuß auf britischen Boden setzen darf, könnte also tatsächlic­h bald im Parlament debattiert werden.

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BILD: SN/YOUTUBE/TIME Uncle Sam greift Donald Trump an.

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